Was sind die Grundlagen einer erfolgreichen Beziehung?

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Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.

Katherine Hepburn

Ohne Dich kann ich nicht leben. Das ist unter Paaren ein beliebter Satz, der aber trügerisch ist, da er weniger die große Liebe beweist denn die Unselbständigkeit bzw. mangelnde Reife desjenigen, der ihn ausspricht. Die tragende Grundlage einer guten Beziehung ist vielmehr die Tatsache, dass beide Partner mit sich im Reinen sind und ebensogut alleine im Leben bestehen könnten, d.h. sie ist von einer gewissen Ausgeglichenheit geprägt. Zwei eigenständige Menschen sollen einander ergänzen und mit einer ausgewogenen Mischung aus Ruhe und Aktivität ihre Beziehung in ihrer Gesamtheit leben (Ying und Yang Prinzip).

Die gegenseitige Akzeptanz und der Respekt sind weitere Merkmale jeder guten, tragfähigen Beziehung. Den Partner so zu akzeptieren wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, sorgt in einer Partnerschaft für eine gewisse Grundzufriedenheit, die für deren Fortbestand sehr förderlich ist. Wenn einer von beiden meint, er müsse den Partner nach seinen Vorstellungen umkrempeln, nimmt er eine schwere Hypothek auf sich und geht für die Zukunft ein hohes Risiko ein. Denn wenn wir spüren, dass der Partner uns ändern will und uns nicht so liebt, wie wir sind, gehen wir in den Widerstand, da wir nicht nur partiell geliebt werden wollen. Und normalerweise ist es ja auch so, dass wir mit wachsender Vertrautheit eher noch mehr Schwächen zeigen als Fehler aufzugeben. 

Wir akzeptieren, dass unser Partner andere Wünsche, Erfahrungen, Fähigkeiten, Ansichten und Vorstellungen hat und gestehen ihm seine Andersartigkeit zu ohne uns dadurch bedroht bzw. weniger geliebt zu fühlen.

Den wenigsten Beziehungen tut es gut, 24/7 Zeit miteinander zu verbringen. Vielmehr ist es notwendig, dass jeder auch seinen Freiraum hat, in dem er zum Beispiel weitere Freundschaften und Bekanntschaften pflegen kann – diese geben auch Halt, wenn es in der Partnerschaft mal nicht so optimal läuft. Deshalb sollten Freundschaften auf jeden Fall gepflegt, gefördert und aufrechterhalten werden.

Die Erfahrungen, die beide Partner unabhängig voneinander erleben können, machen sie für den anderen wieder attraktiver, reizvoller und interessanter. Darüber hinaus können beide auch Aktivitäten nachgehen, die dem anderen vielleicht nicht so liegen, denn ohne die notwendigen Freiräume erstickt auch die beste Beziehung.

Aber Paare müssen auch nicht alles gemeinsam machen: meistens verhalten sie sich dann als Paar und werden auch von ihrer Umwelt so wahrgenommen. Denn man verhält sich einem Paar gegenüber stets anders als einer Einzelperson.

Getrennte Aktivitäten fördern zudem das Interesse am Partner, dass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt – die Beziehung bekommt neue Impulse, die Partnerschaft bleibt spannend.

Die richtige Mischung aus Nähe und Distanz muß entwickelt werden, damit eine gute und dauerhafte Beziehung entstehen kann.

Gemeinsame Projekte sorgen für die Stabilität einer Partnerschaft: man hat ein gemeinsames Ziel, um das es sich zu kämpfen lohnt, die Energien werden in eine Richtung gelenkt, der gemeinsame Erfolg stärkt und bestätigt die Beziehung Aber auch erfolgreich bestandene Krisen zeigen, dass man den richtigen Partner gewählt hat, auf den man sich verlassen kann.

So merkwürdig es auch klingen mag, zu jeder funktionierenden Partnerschaft gehört eine gute Streitkultur Konflikte müssen ausgetragen werden, aber konstruktiv und zukunftsweisend.

Um Missverständnissen vorzubeugen, ist es wichtig, seine Anliegen immer sachlich, auf konkrete  Situationen bezogen, vorzutragen, sodass der andere verstehen kann, was gemeint ist.

Es empfiehlt sich, immer sogenannte Ich-Botschaften auszusenden, d.h. man übernimmt die Verantwortung für sein Denken, Fühlen und Handeln und das Gespräch mündet bzw. eskaliert nicht nur in Vorwürfen. 

In vielen Bereichen werden Lösungen gefunden werden, bestimmte Themen immer spannungsgeladen bleiben. Aber glückliche Paare behalten ihren Humor und ihr Vertrauen, indem sie über lösbare Probleme verhandeln und mit den unlösbaren zu leben lernen.

Weiterhin ist es wichtig

  • den anderen immer ausreden zu lassen
  • ehrliches Interesse am anderen zu zeigen 
  • ihn nicht zu manipulieren
  • mit einem deutlichen Nein Grenzen zu setzen, wo man nicht einverstanden ist
  • klare Wünsche zu äußern und Kompromisse anzubieten
  • eigene Schwächen und Fehler zuzugeben und sich zu entschuldigen

In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, dass es meist nicht ausbleibt, dass man einander auch mal verletzt, sei es leicht oder sehr tief. Dann kann uns die Liebe auch die Kraft geben, einander zu verzeihen – das ist ein großes Geschenk, das wir einander machen können.

Jede Partnerschaft steht auf drei Säulen: emotionale Nähe, Kommunikation und Sexualität.

In welchem Verhältnis diese drei Komponenten zueinander stehen, ist natürlich von Paar zu Paar verschieden. Die Partnerschaft kann stabil sein, wenn beide dieselben sexuellen Bedürfnisse haben. Schwierig wird es dann, wenn diese stark voneinander abweichen. Im Idealfall gelingt es auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, indem man konstruktive Absprachen trifft.

Aber es ist auch sehr wohltuend, den Partner mit Streicheleinheiten zu bedenken ohne Sex im Kopf zu haben. Wir alle brauchen zärtliche Zuwendung und liebevolles Streicheln, da es unserer Seele gut tut, Nähe schafft und verbindet.

Eine zärtliche und dennoch feste Umarmung schafft Halt und Geborgenheit – umarmen Sie sich einfach auch mal zwischendurch! 

Eine gute Beziehung sollte von Humor und Fröhlichkeit geprägt sein – das ist unglaublich wichtig für eine Partnerschaft. Durch das gemeinsame miteinander Lachen werden Gemeinsamkeiten deutlich bzw. entstehen dadurch erst. Wem es selber nicht gegeben ist, besonders witzig zu sein, kann mit seinem Partner auch gemeinsam Veranstaltungen von Comedians oder Kabarettisten besuchen, die beiden zusagen. Entscheidend ist das gemeinsame miteinander Lachen – das hält die Beziehung lebendig.

Generell gehört das regelmäßige Reden zu den Grundpfeilern jeder Beziehung – es muß ja nicht ununterbrochen sein, denn auch ein gemeinsames Schweigen kann manchmal viel Verbindendes haben. Vielmehr geht es darum, sich zu artikulieren, wie man sich fühlt und was man vielleicht braucht.

Lassen Sie es nicht dazu kommen, wie man es in Statistiken immer wieder nachlesen kann, dass Sie im Durchschnitt nur noch 8 Minuten pro Tag miteinander sprechen.

Es kann auch wunderbar sein, zusammen wieder einmal richtig Unsinn zu machen so wie in Kindertagen, zu blödeln, zu lachen: das können dann Sternstunden einer Beziehung sein.

Besonders in langjährigen Beziehungen sind Rituale sehr bedeutungsvoll und zwar ganz persönliche: feiern Sie den Tag, an dem Sie sich kennengelernt haben oder einen Tag, an den Sie etwas für Sie ganz Wichtiges und Wunderschönes erlebt haben. Feiern Sie sich ganz bewusst, entscheidend ist, gemeinsam einen Ablauf zu gestalten, der beiden Freude und Erfüllung bereitet.

In langjährigen Beziehungen darf man zudem nicht außer Acht lassen, dass sich die Bedürfnisse im Zusammenhang mit den sich verändernden Lebensumständen auch wandeln: es bedeutet etwas anderes, wenn die Familie sich in der Gründungsphase befindet oder die Kinder aus dem Haus gehen oder einer der Partner sich beruflich gerade auf die eine oder andere Weise verändert.

Wir haben gesehen, dass eine gelingende Beziehung sich aus unzähligen Komponenten zusammenfügt und wir müssen erkennen, dass es stets ein Geben und Nehmen ist und der Partner nicht vornehmlich die Aufgabe hat, einem jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Vielmehr bedeutet eine langfristige Beziehung aufzubauen, Verantwortung zu übernehmen, nicht für das Leben des anderen, sondern für die Beziehung, die Liebe und das Zusammensein. Denn wenn beide und nicht nur einer von beiden sich dafür verantwortlich fühlt, ist die Chance wesentlich größer, dass Sie eine lange und wirklich befriedigende Partnerschaft führen werden.

Die wechselseitige Fürsorge und das Zueinanderstehen, vor allem in Krisenzeiten, stärkt die Verbindung auf allen Ebenen, denn das ist der Unterschied: manche Paare zerbrechen an Krisen, andere treten aus ihnen umso stärker hervor. Die Partnerschaft wird gefestigt, indem man einander Halt gibt – durch eine feste Umarmung, dadurch, dass der andere uns Mut zuspricht , zu uns hält  und man gemeinsam Dinge meistert.

Idealerweise befindet sich jede Beziehung in einer ständigen Entwicklung und ist nie in einem Endzustand. Denn Menschen verändern sich, entwickeln sich und somit auch die Partnerschaft.

Nutzen Sie jede Gelegenheit voneinander und dadurch auch füreinander zu lernen und lassen  Sie den anderen teilhaben an persönlichen Entwicklungen, denn nur dadurch hat auch Ihre Liebe eine Chance sich stetig weiterzuentwickeln.

Dennoch darf man eine Tatsache nicht vernachlässigen: wir alle bringen unsere ganz eigene Persönlichkeit in die Beziehung ein. Selbst, wenn wir schon viele Jahre miteinander verbracht haben, steht uns das Recht auf unsere eigene Persönlichkeit zu. Respektieren Sie die Persönlichkeit des anderen, aber bewahren Sie dennoch ganz bewusst Ihre eigene. Denn „Lieben heißt ein „Wir“ zu schaffen, ohne dass ein „Ich“ zerstört wird.“ Leo Buscaglia

Auch wenn jeder sein eigenes Leben hat, sei es durch die Berufe, Hobbys oder Freunde, sollten Sie sich gemeinsame Ziele setzen, denn zusammen auf etwas hinzuarbeiten, ist etwas Wunderbares und zusammen etwas zu erreichen stärkt und festigt die Beziehung.

Ihre Beziehung ist immer das, was Sie aus ihr machen und wie Sie sie gestalten. Nicht die Höhe-und Tiefpunkte prägen sie, sondern vor allem die Zeit dazwischen. Es gibt Phasen wie zum Beispiel die Familiengründung oder diverse berufliche Veränderungen, in denen Sie vermutlich nicht die Erfüllung aus Ihrer Beziehung  schöpfen, die Sie sich vielleicht wünschen. Bleiben Sie dennoch gelassen und achtsam. Schaffen Sie sich Oasen, in denen Begegnung möglich wird – überraschen Sie Ihren Partner von Zeit zu Zeit. Pflegen Sie Ihre Beziehung gleich einem Garten – säen ernten, beobachten, vertrauen und genießen Sie – und er wird Sie nicht enttäuschen und in den schönsten Farben leuchten und blühen.

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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