Die Kraft der Motivation

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Die meisten Menschen kennen das Gefühl: es ist Sonntag, die Regentropfen prasseln gegen die Fensterscheibe, draußen ist es kühl und drinnen kuschelig warm. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns liegen, doch wir wollen uns viel lieber eine Tasse Tee machen, uns mit einer warmen Decke auf der Couch gemütlich einkuscheln und einen unserer Lieblingsfilme ansehen. An solchen Sonntagen geht der Tag zu Ende wie jeder andere auch: wir hatten einen schönen Tag, doch besonders viel erreicht haben wir nicht.

In unseren Gedanken wissen wir genau, wie unser perfektes „Ich“ aussieht. Wir sind sportlich, zielstrebig, fleißig, stilbewusst, sozial verträglich und haben stets die Energie diese Zielvorhaben auch in die Tat umzusetzen. Doch warum sieht die Praxis oft anders aus? Warum gelingt anderen Menschen die Umsetzung der gesetzten Ziele besser als anderen und welche Funktion spielt die Motivation bzw. was ist eigentlich Motivation aus einer wissenschaftlichen Perspektive betrachtet? Genau diesen Fragen wollen wir in diesem Beitrag nachgehen um zu verstehen, warum unser Gehirn uns Erfolge verweigert und wie wir dagegen ankämpfen können.

Erfolg und Misserfolg trotz gleicher Bedingungen

Sehr interessant ist beispielsweise der unterschiedliche Lebensweg zweier Brüder aus Spanien. Mathias ist ein sehr guter Fussballer und körperlich äußerst fit. Sein jüngerer Bruder ist zwar auch sehr talentiert, leidet jedoch unter Wachstumsstörungen. Doch verfolgt man den Werdegang der beiden jungen Fussballer, könnte dieser kaum unterschiedlicher sein. Während Mathias auf die schiefe Bahn gekommen ist und z.B. schon wegen illegalem Waffenbesitzes verhaftet wurde, wird sein jüngerer Bruder Lionel Messi, welcher ähnliche Voraussetzungen hatte, zu einem der besten Fussballer auf dem Planeten. Wie kann es sein, dass zwei Jungen, die die gleichen Voraussetzungen hatten, gleichermaßen von ihren Eltern gefördert wurden und beide Talent hatten, sich so unterschiedlich entwickeln? Die Antwort ist: Motivation!

Das genannte Beispiel veranschaulicht das Phänomen sehr gut, da man die Lebenswege der Brüder vergleichen kann. Während der eine die Kräfte der Motivation im Gehirn aktivieren konnte, waren dem anderen diese verweigert, an deren Stelle trat Demotivation.

Die Motivation beginnt in unserem Gehirn

In unserem Unterbewusstsein kämpfen verschiedene Kräfte miteinander um die Vorherrschaft im Gehirn: Stress gegen Entspannung, Wut gegen Gelassenheit, Neugierde gegen Langeweile, Wille gegen Faulheit etc. Abhängig davon, welche Komponente in unserem Gehirn die Oberhand behält, verändert sich auch unser Verhalten.

Viele Wissenschaftler der Neurologie haben es sich zum Ziel gesetzt das Motivationssystem, das in unserem Gehirn existiert, zu ergründen um an neue Erkenntnisse zu gelangen. Unser Gehirn arbeitet im „Normal“-Modus nach dem Leitsatz: „Nie mehr lernen als unbedingt erforderlich“  – Spitzenleistungen sind unter diesen Umständen natürlich nicht zu erreichen. Erhöhte Motivationsbereitschaft ergibt sich sozusagen nur in Gefahren und Notsituationen um unser Überleben zu sichern, wenn man die Sache unter primitiven Gesichtspunkten betrachtet.  

Wie kann man lernen sich zu motivieren um Spitzenleistungen zu erbringen?

Erfolg hängt nicht primär von Faktoren wie Schicksal, Talent oder körperlichen Voraussetzungen ab. Der innere Wille zum Erfolg ist der hauptausschlaggebende Faktor, der beeinflusst, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Während die Erkenntnis auf alle Gebiete, in denen wir etwas erreichen können, angewendet werden kann, eignen sich Beispiele aus dem Sport besonders gut um die Sache zu veranschaulichen.

Der überhaupt nicht trainierte Familienvater und Manager Troy nimmt sich an einem bestimmten Tag vor mit dem Joggen zu beginnen, da er sich zum Ziel gesetzt hat, einen Marathon zu laufen. Obwohl die ersten Kilometer, die er täglich läuft, für ihn eine fast unbändige Qual darstellen, verspürt er einen unbändigen Willen immer weiterzulaufen, bei jedem Lauf mehr Kilometer zu schaffen und seinem Ziel jedes Mal näher zu kommen. Je mehr er trainiert, umso häufiger verschiebt er die Grenzen der Motivation: 20, 30, 50, 80 Kilometer; in seinem Gehirn haben die Kräfte wie Antriebslosigkeit etc. verloren und der Wille zum Erfolg gesiegt. Möglich wurde das Ganze nur durch die ersten Erfolgserlebnisse, die er hatte, als er mit dem Laufen begann. Zu dem Zeitpunkt, an dem er das erste Mal 20 Kilometer am Stück lief, passierte in seinem Gehirn folgendes: das körpereigene Belohnungszentrum wurde aktiviert, was sich in einer Hormon-Flut zum Ausdruck bringt. Der Glücksbotenstoff Dopamin überflutet die Areale im Gehirn, die für Zweifel und Unsicherheit stehen. Daraus zieht unser Gehirn die Schlussfolgerung, dass es alles schaffen kann, wenn man nur seine Grenzen verschiebt. Die Basis für weitere Erfolge wird dadurch gelegt. Troy wurde einer der besten Ultra-Marathonläufer der Welt und lief 160 Kilometer in weniger als 30 Stunden.

Wir brauchen also Erfolgserlebnisse um unsere langfristige Motivation kontinuierlich aufrechtzuerhalten, denn unser Gehirn speichert ebenso negative Erlebnisse ab und vermittelt uns „lass es lieber sein, der Aufwand ist es nicht wert“. Doch die Frage, die sich unweigerlich stellt, ist: wie schafft man es die Demotivation in den Griff zu bekommen? Welche Faktoren bestimmen wie stark wir motiviert sind und wie kommen wir durch Zwischenerfolge auf dem Weg zum großen Ziel?

Wie kommt man in den Flow?

Wie stark ein Mensch motiviert ist, entscheidet sich nicht durch den Charakter eines Menschen selbst, sondern auch das Motiv der Handlung trägt maßgeblich dazu bei. Die Frage, die man sich stellen muss, sollte daher sein, ob die Motive zu den eigenen Fähigkeiten passen. Das Motivationslevel ist von Motiv zu Motiv unterschiedlich. Daher gilt: Je besser man etwas kann, je mehr Spaß es macht und je mehr Sinn man in einer Aufgabe sieht, desto höher ist der Antrieb und der Wille das gesetzte Ziel auch zu erreichen.

Hierfür wurde von Forschern ein Modell entwickelt „Kopf, Herz und Hand“. Halte ich das Ziel für wichtig, mache ich die Sache gerne und wie gut kann ich das, was ich mache? Kann keine oder nur eine der Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, ist keine Motivation vorhanden. Bei der Beantwortung mit zweimal „Ja“ ist die Motivation zwar vorhanden, wird aber noch gebremst. Wer z.B. gerne Geschichte studiert und auch gute Leistungen erbringt, in der Sache aber keinen Sinn sieht, wird nie eine ungebremste Motivation erfahren. Man könnte fast sagen, es ist, als ob man einen Sportwagen mit Handbremse fährt. Erst wenn alle drei Faktoren gegeben sind, kommen wir in den Zustand, der als „Flow“ bezeichnet werden kann. Bei dem beschriebenen Zustand stimmen die Ziele mit den Fähigkeiten des Menschen überein, er entwickelt eine starke Motivation und der Wille das Ziel zu erreichen ist unbeugsam.

Gehirnstruktur: Kann man Motivation medizinisch beeinflussen?

Aus neurologischer Sicht gelten vier Areale in unterschiedlichen Gehirnregionen als entscheidende Faktoren, ob ein Mensch willensstark und motiviert oder eher das Gegenteil ist. Diese Regionen im Gehirn sind untereinander verdrahtet. Diese Regionen sind mit den höher entwickelten Arealen des Stammhirns z.B. mit dem Gefühls-, Belohnungs- und Antriebszentrum im Mittelhirn verbunden. Um die Tatsache, ob man die Motivation von außen beeinflussen kann, wird in der Wissenschaft noch gestritten. Klar ist, dass extrinsische Motivation, also Anreize von außen wie z.B. Geld nur kurzfristig die Leistung steigern und an der eigentlichen Motivation nichts ändern. Beim Gegenteil, der Demotivation, gilt das jedoch nicht. Werden beispielsweise durch Führungskräfte überzogene Kritik, kleinliche Kontrollen etc. vollzogen, werden Mitarbeitern wichtige Motive genommen. Kreativität, Engagement für die Sache ist unter diesem Umständen nicht mehr möglich. Doch manche Menschen scheinen auch gegen äußere Widerstände regelrecht immun zu sein und lassen sich nicht durch demotivierende Handlungen von ihren Motiven abbringen. Verschiedene Bereiche unseres Gehirns haben einen Einfluss auf unsere Motivation:

Belohnungszentrum:

Hierbei handelt es sich um ein Zentrum der Motivation. Hier hat der innere Selbstantrieb seinen Ursprung. Je häufiger dieser Teil im Gehirn aktiviert wird, umso mehr Antrieb verspürt ein Mensch.

Erfolgsareal:

In unserem emotionalen Gedächtnis werden vergangene Erfolge abgespeichert. Werden ausreichend Erfolgserlebnisse in dieser Gehirnregion (präfrontale Großhirnrinde) abgespeichert, weiss das Gehirn, dass es sich lohnt neue Herausforderungen anzugehen.

Angst:

Auch Angst kann motivierend wirken, ist aber kein langanhaltendes Motiv. Die Angst, den sozialen Anschluss zu verpassen, kann uns motivieren mehr unter Menschen zu gehen, auch wenn wir vielleicht in manchen Momenten lieber alleine wären. Wir werden deswegen aber nicht langfristig zu extrovertierteren Menschen.

Was treibt uns Menschen an?

Forscher haben verschiedene Motivationen ausgemacht. Neben der Grundmotivation wie Überleben, Essen und Schlafen gibt es auf höherer Ebene noch weitere: Macht, Leistung und sozialer Anschluss. Machtmotivierte wollen sich anderen Menschen überlegen fühlen, Leistungsmotivierte wollen sich selbst perfektionieren und letztere wollen von anderen Menschen geliebt werden. Selbstverständlich hat jeder Mensch von allen Teilbereichen eine gewisse Ausprägung, manche haben jedoch eine starke Ausprägung  nur in eine Richtung. Werden im Gehirn die entsprechenden Bereiche aktiviert, z.B. durch das Ausüben von Macht, werden im Gehirn der Person Glückshormone wie Dopamin ausgeschüttet – der Mensch verspürt Antrieb. Andere Stoffe im Gehirn fungieren beispielsweise als Stressblockierer um uns Rückschläge besser meistern zu lassen und das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Man könnte also argumentieren, dass der Mensch ein Produkt chemischer Reaktionen im Kopf sei.

Es sind unsere Gegenspieler im Gehirn, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Wenn du den Artikel interessant und aufschlussreich fandest und dir eventuell sogar vorgenommen hast, etwas in deinem Leben zu ändern, so werden bereits in diesem Moment Regionen aktiviert, die dir sagen „tue es nicht, das ist unangenehm – mache es dir lieber gemütlich“. Es liegt also in gewisser Weise an deiner hirnphysiologischen Voraussetzung, aber auch an den anderen genannten Punkten wie Motiven und deiner Selbsteinschätzung, ob du es schaffst dich hier und jetzt zu einem besseren Ich zu verändern. Wir wünschen dir viel Erfolg und würden uns freuen, wenn du den Artikel mit den Menschen, die du magst, teilst.

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TheMan
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