Lissabon – die westlichste Metropole Europas

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Lissabon hat in jeder Hinsicht viele Facetten: drei Tage werden kaum ausreichen um alle kennenzulernen, aber sie reichen aus um sich einen Überblick zu verschaffen. Und wer die Stadt einmal kennen- und liebengelernt hat, wird gerne immer wiederkommen…

Lissabon ist eine atemberaubende Traumstadt am Atlantik mit einem Charisma, dem man sich kaum entziehen kann, hat aber auch einen morbiden Charme. Sie repräsentiert die Welt im Kleinformat, hat eine bewegte Stadtgeschichte auf globaler Ebene und auch heute pulsiert hier das Leben – am Tag und in der Nacht. Sie ist das ganze Jahr über mit einem wunderbaren Klima gesegnet, hat ihr einzigartiges, traditionelles Erbe bewahrt, reflektiert die portugiesische Kultur in vielfältiger Weise, hat sich aber auch der Moderne nicht verschlossen.

Die Monate März-Mai sind als Reisezeit ideal, ebenso  der Herbst. Es empfiehlt sich nahe des touristischen Zentrums von Baixa, Chiados, Bairro Alto oder in der Nähe des südlichen Endes der Avenida da Liberdade zu übernachten. Diese Gegenden finden sich im Herzen von Lissabon und alle Haupttouristenattraktionen sind von dort zu Fuß zu erreichen. Apropos zu Fuß: man tut gut daran, sehr gutes Schuhwerk mitzunehmen, da viele Straßen nur gepflastert sind und vor allem geht man oft bergauf…Lissabon, die an der Mündung des Tejo gelegene Stadt, wurde, ebenso wie Rom, auf sieben Hügeln erbaut.

Lissabon

Menschen, die die Stadt zum ersten Mal aufsuchen, sind bezaubert von dem sanften goldenen Licht, in das die Stadt getaucht ist – das hängt mit dem Breitengrad und der Lage am Wasser zusammen. Fotografen und Filmleute aus aller Welt lieben es und arbeiten aus diesem Grund ausgesprochen gerne in Lissabon. Es gibt viele Möglichkeiten, Lissabon zu erobern und zu erkunden, aber was liegt näher, als eine alte Seefahrerstadt mit einer Rundfahrt auf dem Wasser, auf dem Tejo, zu beginnen.

Dort kommt man bald nach Belém, den Ort, von dem im 15. Jahrhundert die Seefahrer aufbrachen – unweit davon entfernt sieht man die Brücke des 25. April, die als das modernste Wahrzeichen der Stadt gilt und die den Besucher sofort an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert. Im Hintergrund erblickt man die Christusstatue. Die Cristo Rei Statue ist ein Monument, das nach dem Vorbild der berühmten Christusstatue in Rio de Janeiro erbaut wurde – sie zählt zu den beliebtesten Aussichtspunkten der Stadt: die Plattform in 82 Metern Höhe ist bequem mit dem Aufzug zu erreichen und man kann einen weitreichenden Blick auf Lissabon und Umgebung genießen.

Ein kulturelles Highlight ganz in der Nähe ist die Livraria Ler Devagar, ein unglaublich moderner Buchladen, der sich in einer früheren industriellen Textilwaren-Lagerhalle befindet, die auch noch vieles andere beherbergt. Sonntags verwandelt sich das Gebäude in einen Markt, auf dem Antiquitäten und Handwerkszeug verkauft werden.

Bélem liegt im Westen Lissabons und dort befindet sich auch das 50m hohe Denkmal der Entdecker, eine Erinnerung an Portugals goldenes Zeitalter, als die Seemacht die Weltmeere und fremde Kontinente eroberte. Ganz in der Nähe sehen wir den Torre de Belém, einen Wehrturm aus dem 16. Jahrhundert, der an die Zeit erinnert, als die portugiesischen Entdecker dort in See stachen. Wenn sie von ihren weiten Erkundungsreisen mit vollbeladenen Schiffen zurückkehrten, wurden sie in dieser Festungsanlage prunkvoll empfangen. Der Torre de Belém gehört zu den beliebtesten Fotomotiven bei den Touristen – er ist eins der wichtigsten Wahrzeichen Lissabons und gehört seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Unterhalb des Denkmals der Entdecker kann man auf dem Boden ein Marmormosaik mit der kolonialen Weltkarte betrachten, auf der man die Seereisen nachvollziehen kann.

Lissabon

Überquert man die Uferstraße, findet man, nur wenige Gehminuten entfernt, das Hieronymuskloster, in dem alle großen Söhne des Landes ihre letzte Ruhestätte fanden. Dieses prunkvolle Gebäude, dessen Grundstein durch König Manuel I. 1501 gelegt wurde, sollte stets das erste sein, dass die Seefahrer bei ihrer Rückkehr erblickten! Der doppelstöckige Kreuzgang mit seinen üppigen Verzierungen zählt zu den schönsten der Welt. Der Prachtbau gehört ebenso zum Weltkulturerbe.

Aus der Klosterküche stammt ein Rezept, das legendär ist und eine Touristenattraktion wurde: die Pastéis de Belém. 20000 Törtchen werden jeden Tag produziert, die Warteschlangen sind entsprechend, aber das Warten wird mit einem unvergesslichen Geschmackserlebnis belohnt.

Confeitaria de Belem (Rua Belém 84-92)

Nach einer Mittagspause kann man am Praca do Comercio wieder in das Leben der  Großstadt eintauchen. Bis zum großen Erdbeben am 1. November 1755 war dieser Platz sozusagen der Empfangssalon von Lissabon: hier stand der Königspalast und alle wichtigen Gäste gingen hier an Land. An drei Seiten umfassen heute einheitliche Gebäude sowie Fassaden mit Arkadengängen den Platz, der sich zum Tejo hin öffnet. Bei dem Erdbeben wurde Lissabon zu 85% zerstört, ein Tsunami, der über die Mündung des Tejo eindrang, überrollte die Stadt – eine Naturkatastrophe, die die Welt veränderte. Bereits ein Jahr nach der Katastrophe war die Stadt von Schutt und Trümmern befreit und der Wiederaufbau konnte beginnen. Gegen Abend empfiehlt es sich, sich in die Oberstadt, nach Barrio Alto aufzumachen, wo einen ein lebendiges, vielfältiges Nachtleben erwartet: dort reihen sich Kneipen, kleine Restaurants und Bars aneinander – ein überwältigendes Angebot. Tagsüber ist  Barrio Alto eher verschlafen, abends wird es zur Amüsiermeile!

Lissabon

Um den geplagten Fußgängern zu helfen, die Höhenunterschiede innerhalb der Stadt zu überwinden, machten sich die Stadtväter bereits im 19. Jahrhundert Gedanken dieses Problem zu beheben: Das Ergebnis waren die drei Standseilbahnen Ascensor do Lavra, da Bica und da Glória, die neben dem Elevador de Santa Justa, dem 1903 eingeweihten Star der Aufzüge, sowie der alten Straßenbahnlinie 28 zu den Wahrzeichen der Stadt gehören. Erlebnisse, die man sich nicht entgehen lassen sollte!

Das Castelo de São Jorge ist ein Besuchermagnet über den Dächern von Lissabon und wurde erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt, nachdem es beim Erdbeben nahezu vollständig zerstört worden war. Die alte Festungsanlage gehört zu den schönsten Orten der Stadt – der Blick über Lissabon, vor allem bei Sonnenuntergang, ist einmalig. Unterhalb des Castelo de São Jorge kann man im Stadtviertel Alfama das alte Lissabon entdecken. Es erwartet einen ein Gewirr aus kleinen Gassen, verwinkelten Treppen und Mosaikkacheln (Azulejos) und vieles mehr. Das Viertel ist berühmt für seine Fadolokale und allemal einen  Besuch wert.

Wer gerne etwas über die Geschichte der Stadt erfahren möchte, sollte das Gulbenkian-Museum, das erst nach Gulbenkians Tod gebaut wurde, aufsuchen, eines der schönsten Museen Europas. Das Kunstmuseum beherbergt die Sammlung des namengebenden Mäzens Calouste Gulbenkian, u.a. mit Werken wie Rembrandt, Monet und Manet. In der Dauerausstellung kann man ägyptische, griechische und fernöstliche Exponate erleben. Azulejos sieht man in Lissabon überall und sogar ein kleines Museum ist ihnen gewidmet, Die kunstvollen Fliesen wurden von den Mauren nach Portugal gebracht und man kann sie überall entdecken: an Häuserwänden, in Metrostationen und auf Parkbänken. Nachdem König Manuel I. seine Paläste damit schmückte, entwickelten sich die quadratischen Kacheln zum Exportschlager.

Die ersten Azulejos kamen im 14. Jahrhundert nach Portugal. Das fast 23 Meter lange „Grande Panorama de Lisboa“ entstand 1700, das die portugiesische Metropole vom Tejo aus zeigt und auf dem Künstler die Stadt mit all ihren Details festgehalten haben. Deshalb konnte die Stadt nach dem großen Erdbeben in großen Teilen originalgetreu wieder aufgebaut werden.

Kulinarisches

Wer sich in Lissabon aufhält, sollte sich die vielen Fischköstlichkeiten nicht entgehen lassen. Was für uns eher ungewöhnlich ist: Portugiesen bevorzugen Fisch aus der Konserve und dies in unglaublich vielen Variationen, 33 Fischsorten und 180 verschiedene Dosen gibt es z.B. bei Rodrigo Campino. www.solepesca.ptEin Geheimtipp für afrikanische Küche mitten in Lissabon ist das Casa domorna im Stadtteil Alcantara, Viele Künstler treten hier mehrmals pro Woche abends auf – ein wunderbarer Abend erwartet die Gäste.

Ein absolutes Must-do ist das Café a Brasileira in der Rua Garrett, den ganzen Tag über ein beliebter und angesagter Treffpunkt nicht nur bei den Einheimischen, ebenso ein geeigneter Startpunkt für einen wunderbaren Tag in Lissabon. Zahlreiche Straßenmusiker erfreuen dort die Besucher.

Fado bedeutet Schicksal  und ist ein portugiesischer Musikstil, traurig-melancholisch, melodiös und sehr romantisch. Er ist der Blues der Portugiesen: im Clube de Fado (Rua de São João da Praça 92) kann man sehr gut essen und den besten Fado-Sängern live lauschen.

Erst seit wenigen Jahren gibt es den Mercado da Ribera in der alten Markthalle, gleich neben dem Wochenmarkt, in dem rund 30 Restaurants und Geschäfte an kleinen Ständen ihre Spezialitäten anbieten: Lissabons kulinarische Vielfalt an einem Ort, an dem auch Spitzenköche mit dabei sind. Das Konzept kommt an; um die Mittagszeit sind alle 500 Plätze besetzt und die Warteschlangen lang…

Das Licht, die besondere Atmosphäre, die kulturelle und kulinarische Vielfalt in Lissabon muß man erleben, sich den Wind am Atlantik bei Sonnenuntergang um die Nase wehen lassen, all das läßt sich nur schwer beschreiben – also auf nach Lissabon um die Stadt selbst zu entdecken!

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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