Wien – von der Kaisermetropole zur Stadt der Zukunft

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Wien wurde erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Wir haben uns die Stadt deshalb genauer angesehen.

Glorreiche Vergangenheit und vielversprechende Zukunft

Wien belegt regelmäßig Spitzenplätze bei der Bewertung der Lebensqualität von Städten weltweit. Wir wollen daher dem Geheimnis der Stadt auf die Spur kommen und werden die Donaumetropole mit ihren vielen Facetten uns genauer ansehen. Die Stadt vereint auf eine einzigartige Art und Weise Tradition und Moderne, welche in ihrer glorreichen Vergangenheit wurzelt, mit dem Charme einer aufstrebenden und modernen Stadt des 21. Jahrhunderts. Politisch wurde und wird die Stadt durch ihre sozialdemokratische Stadtpolitik geprägt, welche dazu geführt hat, dass auch heute noch Wohnraum in der Innenstadt zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung steht und Künstler und Studenten, welche erheblich zum jungen und urbanen Flair einer Stadt beitragen, nicht an die Peripherie gedrängt werden, so wie es in anderen Metropolen Europas ähnlicher Größe oft der Fall ist. Bevor wir uns also den Umständen und den Qualitäten Wiens in der Gegenwart widmen werden, werfen wir einen Blick auf ihre Vergangenheit.

Aufstieg einer europäischen Metropole

Die Stadt wurde erstmals um ca. 881 urkundlich erwähnt und erlebte seither zusammen mit dem Staat Österreich einen beispielhaften Aufstieg zu einer der wichtigsten Metropolen Europas. Insbesondere die Bedrohung durch das Osmanische Reich prägten den Charakter der Stadt, Wien war immerzu damit beschäftigt die Stadt gegenüber den Türken zu verteidigen. Ab dem 18. Jahrhundert begann ein Aufblühen der Stadt, welches sich in immer neuen barocken Bauten der Stadt äußerte und mit einer modernen Infrastruktur einherging, welches auch die hygienischen Bedingungen der Stadt erheblich verbesserte. Besondere Bedeutung hatte zu jener Zeit die Musik der Wiener Klassik mit den berühmten Komponisten Mozart, Haydn, Beethoven und Schubert, welche im besonderen Maße dazu beitrugen, dass Wien aus kultureller Perspektive eine Vorreiterrolle innerhalb der europäischen Großstädte einnahm.

Der Wiener Kongress, welcher die alte politische Ordnung in Europa wieder herstellte, trug maßgeblich zu einer konservativeren Ausrichtung der Politik bei. Demokratische Bewegungen in Europa machten auch vor Wien keinen Halt, wurden jedoch zu Gunsten der Monarchie eingedämmt. Architektonisch ist Wien bei seiner kontinuierlichen Stadterweiterung durch den Stil des Historismus geprägt, welcher sich stilistisch an früheren Epochen orientiert und so bis heute der Stadt einen imperialen Glanz verleiht. Die Industrialisierung führte dazu, dass immer mehr Menschen aus der k.u.k Monarchie in die Stadt zogen und so überschritt Wien um 1870 erstmals die Marke von einer Million Einwohner. Die Nähe zu den osteuropäischen Nachbarländern führte dazu, dass Wien eine der multikulturellsten Städte jener Zeit war, was gleichzeitig dazu führte, dass Wien eine internationale Metropole wurde.

Die Kaffeehauskultur, welche Wien bis heute stark prägt, war auch zu jener Zeit Zentrum kulturellen Schaffens. Künstlerische, moderne, kritische und radikale Bewegungen wurzeln in Wien zur Zeit der Jahrhundertwende und können historisch sehr kritisch betrachtet werden. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs ging sowohl die Zeit des Doppelstaates Österreich-Ungarn als auch die Monarchie zu Ende; am 12. November 1918 wurde von der Nationalversammlung in Wien die Republik Österreich ausgerufen. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich gehörte auch Wien zum Deutschen Reich und die bedeutende jüdische Bevölkerung erlitt das gleiche Schicksal wie in anderen Teilen des deutschen Reichs.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Stadt zu weiten Teilen zerstört und wurde von den Alliierten besetzt. Durch die Unabhängigkeit Österreichs ab 1955 erlebte die Stadt ein Wirtschaftswachstum. Wien als Großstadt in einem neutralen Staat erlangte zunehmend Bedeutung als Standort internationaler Organisationen, wie der internationalen Atomenergie-Organisation sowie der OPEC und den Vereinten Nationen.

Gegenwart: Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit

Heute leben in der Stadt fast 1,9 Millionen Menschen mit steigender Tendenz. Sie ist damit die zweitgrößte deutschsprachige Stadt nach Berlin und an siebter Stelle in der Europäischen Union. Dieses Jahr wurde die Stadt mittlerweile zum 8. Mal in Folge zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit gelistet (Mercer). Die Stadt bietet ein einzigartiges kulturelles Erlebnis; hierbei handelt es sich nicht nur um die weltbekannte Kultur rund um Oper, Museen und Theater, Wien hat sich auch im Bereich der Subkultur einen Namen gemacht. Die Stadt ist durch ein hervorragendes Angebot an Veranstaltungen wie das über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte „Donauinselfest“ oder seine immer bedeutendere Techno-Szene insbesondere bei jungen Menschen immer attraktiver geworden. Zudem sind die Mieten in der Großstadt im internationalen Vergleich moderat, was es Studenten und jungen Familien möglich macht in den großzügigen Altbauwohnungen der Innenstadt zu wohnen und dadurch mehr am Leben der Stadt teilzunehmen. Die Stadt hat darüberhinaus ein sehr gutes Bildungsangebot zu bieten. Neben der Hauptuniversität, welche die älteste Universität im deutschsprachigen Raum ist, sind mehrere Universitäten verschiedener Fachrichtungen in der Stadt angesiedelt und ermöglichen es, dass Wien die Stadt mit den meisten Studenten im deutschsprachigen Raum ist. Wien gilt zudem als eine äußerst sichere Stadt und das betrifft zum einen die Kriminalität, bei welcher die Stadt weltweit einen Spitzenplatz einnimmt und zum anderen die soziale Sicherheit. Die Stadt verfügt über ein besonderes Maß an Absicherung für ihre Bürger in Bezug auf Gesundheit und Arbeitslosigkeit, was wiederum die subjektive Wahrnehmung von Lebensqualität durch die Menschen erheblich steigert.

Die Stadt verfügt zudem über eine ausgezeichnete Infrastruktur, liegt aber laut Mercer international nur auf dem 17. Platz. Durch die zentrale Lage der Stadt in Europa kommt ihr verkehrstechnisch zudem eine besondere Bedeutung zu, da sie das Tor zu Osteuropa ist. Seit 2014 hat Wien zum ersten Mal in seiner Geschichte überhaupt einen eigenen Hauptbahnhof, welcher entgegen der Tradition der Stadt kein Kopfbahnhof ist.

Die Wiener Gemeindebezirke

Wien gliedert sich in 23 Bezirke, welche sich wie eine Schnecke formen und mit dem 1. Bezirk (Innere Stadt) startend formieren. Der 1. Bezirk bildet gewissermaßen das kulturelle Zentrum der Stadt, die Hauptsehenswürdigkeiten und wichtige politische Institutionen sind dort angesiedelt und die Gebäude werden überwiegend von Büros, Praxen, dem Einzelhandel und wohlhabenden Bürgern in Anspruch genommen. Der zweite Bezirk (Leopoldstadt), welcher früher eher mit einem schlechten Image zu kämpfen hatte (Prostitution, Drogenhandel) wird heute mehr und mehr zu einem hippen Bezirk. Dort ist auch der Prater beheimatet, welcher der fünftgrößte Park der Welt ist. International bekannt ist auch der Vergnügungspark, welcher jedoch nur einen kleinen Teil des Praters ausmacht. In neuerer Zeit erfuhr der Bezirk auch weitere Aufwertung durch die Umsiedlung der Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2013. Das zum Teil von Zaha Hadid  errichtete Universitätsgelände, welches einen der modernsten Campus’ der Welt darstellt, trägt nachhaltig zum Aufschwung der Gegend bei.

Ein weiteres Stadtzentrum, geprägt durch eine junge Bevölkerung von Studenten, Künstlern und jungen Familien bilden der 6., 7. und 8. Bezirk, wobei jeder wieder seine Eigenheiten aufweist. Die ersten beiden Bezirke werden von der Mariahilferstraße  getrennt, welche eine bedeutende Einkaufsstraße und Fußgängerzone der Stadt ausmacht. Das Museumsquartier, eines der größten Kulturareale Europas, trägt maßgeblich zur Bedeutung des Stadtteils innerhalb der Stadt bei. Aber auch in den äußeren Bezirken wie dem 18. und 19. Bezirk kann man gut wohnen, dort sind z.B die berühmten Heurigen angesiedelt. Natürlich haben die nicht genannten Bezirke auch ihren Reiz, doch würde ein genaueres darauf Eingehen den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Kultur: Zwischen Vergangenheit und Moderne

Über die kulturelle Vielfalt der Stadt Wien könnte man theoretisch mehrere Bücher füllen, daher werden wir in diesem Absatz nur kurz auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungsorte eingehen um Ihnen einen kurzen Überblick zu verschaffen.

Das Zentrum der Stadt bildet der Stephansdom, im 12. Jahrhundert errichtet ist er heute das bedeutendste Bauwerk Österreich aus der Epoche der Gotik. Zudem beheimatet Wien drei wichtige Habsburger Residenzen: die Hofburg, welche als Stadtschloss diente und das Schloss Schönbrunn, welches etwas außerhalb des Stadtzentrums im 13. Bezirk liegt. Dazu kommt im 3. Bezirk das Schloss Belvedere, welches sich ebenfalls durch seine prunkvolle Parkanlage auszeichnet.  Als Tourist könnte man einfach die Ringstraße einmal im Kreis laufen und würde wichtige Gebäude der Stadt wie das Parlament, das sehenswerte Rathaus, die Universität, die Urania und das Opernhaus zu sehen bekommen. Der Naschmarkt stellt ein kulinarisches Highlight dar und überzeugt insbesondere durch ein vielfältiges Angebot. Wer lieber die Einkaufsmöglichkeiten der Stadt erkunden will, ist mit der prunkvollen Kärntnerstraße sowie dem Graben bestens bedient. In unmittelbarer Umgebung befindet sich das weltweit berühmte Opernhaus sowie die Albertina, welche mit Gemälden der bekanntesten Maler überhaupt ausgestattet ist. Ein bisschen weiter außerhalb im 3. Bezirk steht das Hundertwasser-Haus, welches durch seine einzigartige Kultur zu einem Anziehungspunkt für Touristen geworden ist. Weniger Mainstream ist da der sehr schöne Brunnenmarkt im 16. Bezirk, der kulturell durchgemischte Bezirk beheimatet mit dem Markt ein echtes Highlight.

Das Nachtleben der Stadt ist ebenfalls sehr vielfältig. In den schicken Clubs der Stadt wie dem „Volksgarten“ oder der „Passage“ tummeln sich die Vermögenden der Stadt und diejenigen, die es gerne wären. Im Bereich Techno können insbesondere das „Sass“ und die „Auslage“ punkten. Zudem gibt es insbesondere im Sommer immer wieder Openair Events, welche das kulturelle Leben der Stadt bereichern.

Zukunft: Ausblick für eine Metropole mit großem Potenzial

Die einst eher verschlafene Stadt erwacht zu neuem Leben. Während die Stadt ihren vorläufigen kulturellen Höhepunkt um 1900 zur Zeit des Jugendstils hatte, sank die Bedeutung der Stadt im 20. Jahrhundert zunehmend. Die Tendenz zur Urbanisierung wird auch vor Wien keinen Halt machen und die Bedeutung der Stadt wird wachsen. So erwarten Zukunftsforscher, dass die 2 Millionen-Marke zeitnah gebrochen sein wird. Die Vielfalt der Stadt wird sie auch in Zukunft prägen, durch die europäische Personenfreizügigkeit ist Wien zu einem attraktiven Zuzugsort geworden. Das gilt für Studenten aus Deutschland sowie für hoch- und minderqualifizierte Arbeitskräfte vom gesamten Kontinent.

Die generelle Skepsis der Wiener Bevölkerung bezüglich großer Bauprojekte und Veränderungen könnte ihr eventuell ein wenig im Weg stehen. Sollte Wien aber seinen Charakter und Charme, welches es über Jahrhunderte hinweg geprägt haben, beibehalten, steht einer vielversprechenden Zukunft nichts mehr im Wege.

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TheMan
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