Immer gut angezogen zu sein – ein Ziel vieler Menschen, egal ob bei der Arbeit oder in der Freizeit. Während vor einigen Jahrzehnten in vielen Ländern oder Städten mehr oder weniger genau definiert war, was „gut angezogen“ heißt, lockert sich diese Definition immer mehr. Wer als Mann heute Stil beweisen möchte, muss nicht mehr unbedingt auf Anzug und Lederschuhe zurückgreifen – auch, wenn er damit meist wenig falsch macht. Stattdessen wird ein eigener Stil immer mehr wertgeschätzt. Sogar Skatermode kann heute in stilvoller Weise getragen werden. Und das selbst im Rahmen von Berufen, in denen das früher unvorstellbar gewesen wäre.
Unternehmen lockern immer häufiger ihre Dresscodes
Bevor wir uns der Skatermode im Speziellen zuwenden, müssen wir eine Sache klären. Es scheint nämlich, als ob die Notwendigkeit besteht, darauf hinzuweisen: Dresscodes ändern sich von Zeit zu Zeit und sie befinden sich gerade auch in oftmals doch etwas strengeren Berufszweigen derzeit im Wandel.
Während noch vor wenigen Jahren nichts über den schlichten Anzug in Schwarz, Anthrazit, dunklem Blau oder vielleicht auch einmal in hellerem Grau ging, ist dieser heute auch in großen, erfolgreichen Unternehmen kein Muss mehr. Gepflegte Lederschuhe, eine faltenfreie Krawatte und ein schickes Hemd – auch diese Kleidungsstücke kommen in der Garderobe vieler junger erfolgreicher Männer gar nicht mehr unbedingt vor.
Zwar ist gegen einen guten Anzug in vielen Berufszweigen nichts einzuwenden. Im Gegenteil: In der Finanz- und in der Versicherungsbranche etwa gehört er auch hier oftmals noch dazu. Wer ihn weglässt, hat es mitunter schon beim Bewerbungsgespräch schwer. Doch grundsätzlich ist er eben nicht mehr „Standard“, wenn es um Berufskleidung geht. Und ja, selbst in manch einer Versicherungsagentur und Bank läuft man nun schon in Polohemd und Stoffhose durch die Gänge.
Stephan Vila etwa, Geschäftsführer der Creditreform Boniversum GmbH, ist der Ansicht: „Ich glaube, es wandelt sich nicht nur in unserer Branche etwas, sondern allgemein. […] Ein Anzug mit schöner Krawatte ist schon schick. Aber man kann sich auch anders stilvoll und bürogeeignet kleiden. Für uns stehen die Persönlichkeit und Kompetenz der Mitarbeiter im Vordergrund, nicht ihr Kleidungsstil.“
Die Gründe für eine Entwicklung hin zu sportlicherer, legerer Mode auch im Beruf sind verschieden. Zum einen ändert sich in der gesamten Arbeitswelt zurzeit der Umgang mit Hierarchien. Chefs wollen Sympathieträger sein – da sind Konventionen und strenge Vorschriften einfach fehl am Platz. Der Wunsch, sich komfortabler und bequemer zu kleiden kommt hinzu. Wenn mit lässigerer Kleidung gerade an heißen Sommertagen die Arbeitsleistung steigt, warum dann nicht immer ohne Krawatte und Sakko? Und letztlich verändert sich eben auch die Wahrnehmung von Mode immer mehr. Sportliche Kleidung ist seit Längerem im Kommen und inzwischen hat sie es eben auch in den Businessbereich geschafft.
Das Comeback der Skatermode
Gerade in Start-ups ist es heute keine Seltenheit, dass man die Mitarbeiter kaum noch in Anzügen zur Arbeit kommen sieht. Selbst bei Geschäftsterminen mit wichtigen und einflussreichen Kunden bleiben Hemd und Sakko heute häufig im Schrank. Mitunter würde man sogar seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn man plötzlich „einen auf schick“ macht. Vielmehr steht man dazu, dass man trägt, was einem gefällt und was gerade angesagt ist. Und das ist vor allem auch jene Kleidung, die sich als Skatermode bezeichnen lässt.
Diese Mode hat ihren Ursprung in den späten 80er und frühen 90er Jahren. Vor allem in den USA und hier wiederum in Kalifornien und in New York, entstanden die ersten Brands, die Mode entwarfen und produzierten, mit der sie sich vor allem an Skater richteten. Die Kleidung zeichnete sich aus durch weite Schnitte (um entspannt skaten zu können), meist eine gute Qualität und großflächige Prints. Auch wichtig: Überall auf den Klamotten musste das Markenlogo groß zu sehen sein – wenn es denn nicht sowieso den großen Print auf Hoodie, Shirt oder Chino selbst darstellte.
Die Marke Supreme – gegründet bereits 1994 in New York City – ist das Paradebeispiel für den neu aufflammenden Trend der Skatermode. James Jebbia, der Supreme damals ins Leben gerufen hat, sagt über seine Marke, er habe “Supreme nie als Modeunternehmen oder [sich] selbst als Designer gesehen.” Mit einer, wie das Magazin GQ es nennt, “Mittelfinger-an-die-ganze-Welt-Einstellung” jat Jebbia es inzwischen dennoch an die Spitze der Modewelt geschafft. Stars, wie Rihanna, Cara Delevingne, Justin Bieber, Kanye West, Kendall Jenner, Victoria Beckham, Hailey Baldwin, Kim Kardashian und unzählige mehr trugen und tragen Supreme. Supreme hat nicht mehr viel mit Skaten zu tun. Die Marke hat sich etabliert und wird heute von der ganzen Industrie mehr als ernstgenommen.
Inzwischen wird der Wert der Marke Supreme auf über eine Milliarde geschätzt. Supreme wird von manch einem gar mit großen Luxusbrands, wie Chanel verglichen. Und wie beim Pariser Couturehaus auch, werden neben den Modekollektionen jede Saison einige ausgelesene Produkte mit dem Markenzeichen versehen. Der rot-weiße Schriftzug prangt inzwischen auf Baseballschlägern, Feuerlöschern, Wasserpistolen und Ziegelsteinen. Es geht um das Logo und den Status. So kann ein Supreme-Ziegelstein heute durchaus auch einmal 100 Euro oder 200 Euro kosten, wenn man ihn von Resellern ersteht.
Neben Supreme mit dem vergleichsweise noch recht jungen Hype, tauchen auch Marken plötzlich wieder auf, die lange wie vom Erdboden verschluckt schienen. Mit den neuen Styles der Capsule Collection hat beispielsweise die Marke ECKO UNLTD. bewiesen, dass sie noch immer existiert und relevant ist. Auch Stüssy verzeichnet seit Kurzem wieder wachsende Umsatzzahlen. Carharrt wiederum wird schon länger wieder getragen, obwohl auch hier eine Zeit lang echte Funkstille herrschte. Gleiches gilt für Vans und Thrasher. Hinzu kommen neuere Marken, wie Bianca Chandon oder Palace. Der Hype um sie ist grenzenlos. Und das hat seine Gründe.
Skaterwear stilvoll tragen und kombinieren
Skaterkleidung nämlich lässt sich in der heutigen Zeit der Mode so kombinieren, dass sie entweder betont sportlich, durchaus aber auch edler und eleganter daherkommen kann. Allerdings sind dabei ein paar Dinge zu beachten:
Die Schnitte der Skatermode sind weiterhin oft recht lässig und etwas weiter, als beispielsweise herkömmliche Businesskleidung. Wer ein weiteres Shirt oder einen lässigen Pullover stilvoll kombinieren möchte, sollte auf eine etwas enger sitzende Jeans – beispielsweise im Used Look – oder eine nicht zu weite Chino setzen. Ist der gesamte Look zu lässig, geht es schlimmstenfalls Richtung Jogginganzug oder Sportdress.
- Ein einzelnes Teil einer Skatermodenkollektion kann durchaus auch mit Lederschuhen oder gar einem Anzug kombiniert werden. Jeansjacken etwa mit Logoprint in dezenten Farben geben einem klassischen Look einen modernen Twist. Auch Sneakers von Vans oder Supreme in diversen Farben lassen sich zu farblich passenden Anzügen gut kombinieren. Wichtig ist, nicht zu experimentell zu sein.
- Wer Inspiration sucht, schaut sich am besten auf den Profilen in den sozialen Medien diverser männlicher Celebrities um. Wie bereits gesagt tragen viele von ihnen inzwischen renommierte Skatermarken. In der Regel sind bei ihnen Styleberater mit im Spiel, die genau wissen, was gerade angesagt ist und wie es sich stylisch kombinieren lässt. Wer sich hier Anregungen holt, kann also weniger falsch machen.
- Im Businessumfeld lockern sich zwar die Dresscodes, wer auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte dennoch mit Kollegen oder gar Vorgesetzten sprechen, welche Kleidungsfreiheit man sich erlauben kann. Wer hingegen selbstständig unterwegs ist, kann natürlich immer selbst entscheiden, inwieweit er die Skatermode in seine Outfits integrieren möchte. Wichtig bleibt: Wohlfühlen in dem, was man trägt! Sonst sieht es schnell albern aus.