All safe – vertikale Dörfer sind die Zukunft

Teile diesen Beitrag

Im Jahr 2050 werden voraussichtlich zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern, davon siebzig Prozent in Großstädten leben. In Zukunft werden deshalb die Gebäude in wachsendem Maße Wolkenkratzer sein, Aufzüge werden in diesem Zusammenhang eine wichtige und bewegende Rolle spielen.

Einer der ersten Wolkenkratzer der Geschichte und in der Zeit seiner Erbauung in den Dreißigern bis zum Jahr 1972 auch der höchste ist das Empire State Building. Den Neueinbau der Aufzüge im über achtzig Jahre alten Empire State Building kann man als logistische Großleistung bezeichnen, da alles bei laufendem Betrieb geschehen mußte: 68 Aufzüge fahren in sieben Schächten im ganzen Gebäude auf und ab. Wenn alles nach Plan geht, sollen die Arbeiten nach jüngsten Berechnungen 2019 endlich beendet sein.

Derzeit ist der höchste Wolkenkratzer der Welt der 828 m hohe Burj Khalifa, der jedoch bald durch den Jeddah Tower in Saudi-Arabien abgelöst und überholt werden wird : 1007 Meter.

Laut einer Studie wurden noch nie so viele Wolkenkratzer auf so engem Raum errichtet wie 2017 – die Hälfte davon in China. So könnten Aufzüge das wichtigste Transportmittel der Zukunft werden, Aufzüge in einer Funktionsweise, wie wir sie heute noch nicht kennen: superschnell, superschlau, sicher, möglichst wartungsarm und anwenderfreundlich sowieso – wichtiger noch als E-Autos und Züge, als Drohnen und E-Bikes.

Ein weiteres Kriterium, das es zu bedenken gilt, ist die Tatsache, dass die Aufzüge sehr viel Platz innerhalb der Gebäude wegnehmen, deshalb werden Hochhäuser erst in zweiter Linie nach den Wünschen der Erbauer bzw. den Ideen des Architekten geplant – entscheidend ist, dass sie um die Liftanlagen herum konzipiert werden müssen.

Safety Break: die Safety Break war seinerzeit die entscheidende Idee, um Fahrstuhlfahren sicher für den Personentransport zu machen. Sie wurde von ihrem Erfinder, Elisha Graves Otis, auf der Weltausstellung 1854 in New York präsentiert.

“All safe!”, der Spruch, den er benutzte, um das Publikum von der Sicherheit seiner von ihm erfundenen automatischen Bremse zu überzeugen, ist bis heute der Wahlspruch geblieben – “Otis Elevator Company“, gegründet vom Erfinder, hält heute mit einem Jahresumsatz von 12,3 Milliarden Dollar den größten Teil am Weltmarkt. Die Erfindung von Safety Break hat Aufzüge erst zum Personentransportmittel Nummer eins gemacht!

An der Mechanik der Aufzüge hat sich seit Safety Break wenig geändert – die Elektrik und die Informatik werden dagegen in der Zukunft immer wichtiger. Wer konnte in den Zwanzigern schon ahnen, dass es mal Carbonfaser-Seile, WLAN und Digitalscreens geben würde?

Bei der Forschung für die Zukunft hat der Geschwindigkeitsansatz Priorität, sowohl bei Thyssen-Krupp wie auch bei den großen westlichen Konkurrenten Schindler, Kone und Otis. Im fernöstlichen Markt treffen sie auf ihre Konkurrenten Mitsubishi, Toshiba und Hitachi, bei denen bereits Aufzüge im Einsatz sind, die über 70 km/h fahren könnten. 40 km/h ist bisher das übliche Maximum, danach wird es unangenehm für die empfindlichste Komponente im Aufzugbau: den Menschen. Je nach Kulturkreis haben die Passagiere unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse, die nicht immer logisch zu erklären sind. Alles läßt sich berechnen, nur der Mensch bleibt eine irrationale Größe!

“Multi”: Das System der Zukunft für Aufzüge heißt “Multi” und ist ein vertikales Schienennetz mit Querverbindungen, auf dem die Aufzugkabinen entlanglaufen könnten. Der “Multi” wird der erste Aufzug sein, der ohne Seile auskommt, der erste wird 2020 im Alltagsbetrieb fahren, im “East Side Tower” in Berlin, einem Prestigeprojekt der niederländischen Baugruppe OVG. Mit dieser Bauweise werden technisch vollkommen neue Möglichkeiten geschaffen, nicht zuletzt würde die Evakuierung der Menschen im Notfall bedeutend vereinfacht und verbessert werden.

500.000 Aufzüge werden allein jedes Jahr nach China verkauft. Shenzhen zum Beispiel, bis vor vierzig Jahren noch ein Fischerort mit 30000 Einwohnern, jetzt eine Metropole von 12 Millionen Einwohnern, die mit Hongkong und Guangzhou zusammenwächst, wird dann die größte Megacity der Welt sein, in der achtzig bis neunzig Millionen Menschen leben.

– In Deutschland hingegen ist das Bauen in die Höhe streng limitiert, in München sehr streng. Die meisten deutschen Städte können nur an den Rändern expandieren. –

Die Bewohner dieser Megacity schlafen, arbeiten, sprechen und essen über der Erde: der Luftraum wird zum Lebensraum, die Wolkenkratzer werden zu vertikalen Dörfern – die Zukunft hat schon begonnen!

Teile diesen Beitrag
Harriet von Behr
Harriet von Behr

Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.

Artikel: 91