Der Begriff „Produktivität“ wird allgemein positiv wahrgenommen. Ob in unserem Privatleben, in Unternehmen oder ganz allgemein in unserer Wirtschaft: wir streben immerzu nach höherer Produktivität. Doch wie genau definiert sich Produktivität, warum ist sie wichtig und was können wir mit der gewonnenen Zeit sinnvoll anfangen? Diesen Fragen wollen wir in diesem Artikel nachgehen und herausfinden, ob immer mehr Produktivität überhaupt sinnvoll ist.
Definition von Produktivität
Eine einfache Definition wäre folgende: „Produktivität misst den Output im Verhältnis zum Input.“ Welche Variablen dabei herangezogen werden, bleibt jedem selbst überlassen und hängt selbstverständlich auch vom Zweck der Messung ab. In unserem Fall ist der Output immer verschieden, der Input unsere eigene Zeit bzw. Geld, welche wir verwenden um bestimmte Dinge in unserem Leben zu erreichen. Wir alle haben verschiedene Ziele im Leben, welche wir uns alle selbst gesteckt haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob unsere Vorgaben monetärer Natur sind, eine gute Bildung zu erlangen oder Sonstiges.
Die menschliche Komponente
Wir sind also jeden Tag damit beschäftigt unsere selbst gesteckten Ziele auch zu erreichen, doch wie man im Alltag beobachten kann, scheinen manche Menschen einfach mehr zu schaffen als andere. Grundsätzlich haben wir alle die gleiche Zeit zur Verfügung, lediglich, was wir mit unserer Zeit anfangen, bleibt jedem von uns selbst überlassen. Viele Leute haben oft große Vorhaben, welche sie in die Tat umsetzen wollen, doch nach einer Zeit verlässt sie der „Drive“ und viele Dinge werden nur noch halbherzig erledigt, doch Konsequenzen gibt es nur indirekt.
Die Wirtschaft funktioniert anders. Jedes Unternehmen, welches in einem normalen Markt operiert, ist laufend dazu verpflichtet wettbewerbsfähig zu bleiben um am Markt bestehen zu können, damit es nicht von seinen Konkurrenten aus dem Markt verdrängt wird. Hat sich ein Produkt erstmal im Markt etabliert, müssen Unternehmen darauf achten die Produktivität so hoch wie möglich zu halten, damit niemand anderes kommt und das gleiche Produkt zu einem geringeren Preis anbieten kann, da in einer freien Marktwirtschaft nicht nur das günstigste Produkt angeboten werden muss, sondern auch das beste. So entstehen in klassischer Weise perfekte, aber auch immerzu dynamische Märkte.
Produktivität managen
Als Mensch konkurriert man theoretisch mit seinen Mitmenschen. Beispielsweise versuchen wir eine gute Ausbildung zu bekommen um unsere Konkurrenten beim Bewerbungsgespräch zu übertreffen oder wir versuchen optimal auszusehen um den anderen besser zu gefallen um einen Vorteil bei der Partnersuche zu haben.
Für den „Output“ Schönheit bzw. Bildung benötigen wir demnach verschiedene „Input“-Faktoren. Eine gute Ausbildung erfordert sehr viel Zeit und kann zudem eine Menge Geld kosten, sowohl direkt als auch in Form von Opportunitätskosten, welche wir zu tragen haben: durch unseren entgangenen Gewinn, welchen wir bei einer Arbeit hätten erwirtschaften können anstatt eine Bildungsinstitution zu besuchen. Bei Schönheit ist es ähnlich: wir verwenden Zeit und Geld um ein Fitnessstudio zu besuchen, kaufen uns entsprechende Kleidung, welche uns attraktiv erscheinen lässt oder investieren in Pflegeprodukte. Egal, was wir tun, wir erhoffen uns immer einen höheren Wert des Outputs im Verhältnis zum Input.
Mephisto oder der innere Schweinehund
Haben wir uns aber vorgenommen wirklich etwas Bestimmtes zu erreichen, haben wir ständig mit der Versuchung zu kämpfen etwas anderes zu erledigen. Uns ist durchaus bewusst, dass „Hausaufgaben“ für das Oberziel unsere Schulleistungen zu verbessern wichtiger sind, doch geben wir uns der Versuchung hin und schauen eine Folge unserer Lieblingsserie auf Netflix.
Demzufolge sinkt unsere Produktivität. Wir brauchen länger für den gleichen Output, weil wir uns unwichtigeren Dingen, welche nicht dem Zielvorhaben dienen, hingeben. In einem Unternehmen würden sofort Maßnahmen ergriffen werden; die Maschine, welche veraltet ist, wird ausgemustert, Mitarbeiter, welche nicht die entsprechende Leistung bringen, werden ersetzt oder andere Maßnahmen müssen ergriffen werden um die Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren. Beim Menschen ist das anders: wir sind sozusagen als Ganzes betrachtet ein „Unternehmen“ für sich; treffen wir jedoch ungünstige Entscheidungen, haben wir keine direkten Konsequenzen zu befürchten, wir sind lediglich schwächer im Verhältnis zu anderen.
Welche Maßnahmen können wir ergreifen um unsere Produktivität zu steigern?
Zuerst müssen wir uns bewusst werden, auf welches Ziel wir hinarbeiten. In den meisten Fällen sind dies mehrere Vorhaben, welche wir parallel verfolgen. In unseren Handlungen müssen wir dann beachten, unsere Zeit und unser verfügbares Geld so geschickt und günstig wie möglich einzusetzen um möglichst erfolgreich zu sein. Dadurch verbessern wir unsere Produktivität und erreichen mehr in weniger Zeit zu geringeren Kosten.
Doch welche Strategien können wir konkret anwenden?
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Früh aufstehen gehört zu den wichtigsten Faktoren um seine eigene Produktivität zu steigern. So gerne man in der Früh sich noch einmal umdreht – sind wir einmal aufgestanden, haben wir in den frühen Morgenstunden unsere produktivste Zeit und können die meisten Dinge erledigen. Dafür sollten wir eine gewisse Routine in unseren Tag bringen: stehen wir jeden Tag um 6:30 auf, gewöhnt sich unser Körper daran und nach einer Weile scheint es das Normalste der Welt zu sein.
Rituale steigern die Produktivität
Strukturieren wir unseren Tag, geben wir uns selbst einen Rahmen. Solche Dinge können der tägliche Morgensport sein, immer zur gleichen Zeit zu Mittag zu essen oder uns gezielt Pausen zu gönnen, welche uns neue Kraft spenden. Auf klassische Rituale am Abend sollte man auch nicht verzichten, so stimmt der Körper sich auf die Schlafenszeit ein. Auch das Handy sollte man nicht mit ins Bett nehmen: der grelle Bildschirm macht den Körper wach und lenkt uns ab. Stattdessen sollte man lesen oder sich einfach eine Pause gönnen.
Guter Schlaf
Ein gesunder und ausreichender Schlaf ist ebenfalls essentiell für unsere Produktivität untertags. Wir sollten daher darauf achten mindestens sieben Stunden zu schlafen. Allgemein bekannt ist, dass der Schlaf vor Mitternacht der beste ist. Ein kühler Raum fördert zusätzlich einen guten Schlaf.
Ernährung
Wer sich gesund ernährt, fühlt sich nicht nur besser, sondern kann auch mehr leisten. Insbesondere nach einer deftigen Mahlzeit sind wir meistens auf unserem Leistungstief und die Motivation lässt nach. Auch wenn es für viele Menschen ungewohnt ist, sollte die Mahlzeit am Morgen die wichtigste sein und am Abend nur noch wenig gegessen werden. Achte zusätzlich darauf genug Wasser zu trinken. Kaffee kann ein wichtiger Begleiter durch den Tag sein, doch solltest du deinen Kaffeekonsum eher reduzieren, da dieser nicht nachhaltig ist.
Visualisiere deine Ziele
Stelle dir bildlich vor wie du bereits an deinem Ziel angelangt bist. Wähle dafür eine Frequenz, die dich bereits am Ziel zeigt: das kann z.B. sein, wie du dein Zeugnis am Ende deiner Schulzeit abholst oder der Moment, wie du das erste Mal ein Auto kaufst. Deine Vorstellungskraft ist hierbei von besonderer Bedeutung, denn je besser die Bilder in deinen Gedanken verankert sind, desto besser kannst du sie abrufen und deine Produktivität wird sich erheblich steigern.
Planung deines Tages für mehr Produktivität
Nehme dir jeden Tag Zeit, den nächsten Tag zu planen. Plane mit einem Kalender deinen ganzen Monat/ Woche und mache zusätzlich realistische, aber ehrgeizige To Do-Listen für den einzelnen Tag, welche jeden Punkt auflisten. Arbeite die Liste in einer sinnvollen Reihenfolge ab, doch nach Möglichkeit die wichtigsten bzw. schwierigsten Aufgaben immer zuerst.
Mach Pausen, gönn dir einen Spaziergang
Wenn du die oben genannten Punkte beachtet hast, möchtest du wahrscheinlich keine Pause mehr machen, sondern bist stark auf deine Produktivität konzentriert. Trotzdem, gönne dir gezielt Pausen, in welchen du wirklich bewusst einen Schritt zurücktrittst und einen Moment abschaltest. Gehe an die frische Luft und mache z.B. einen Spaziergang. Diese Pausen geben dir Kraft für den weiteren Tag.
Disziplin und Gewohnheiten
Niemand fragt sich abends vorm Schlafen ernsthaft, ob er heute Zähne putzt oder nicht. Das liegt daran, das diese Handlung zu unserer Gewohnheit geworden ist. Gewohnheiten haben sich so stark in unserem Alltag etabliert, dass diese von unserem Kopf nicht mehr in Frage gestellt werden. So ist es mit jeder Handlung. Führen wir diese nur regelmäßig genug aus, wird eine noch so schwierige Handlung zur Gewohnheit: das kann z.B. das tägliche Workout sein oder das sich bewusst gesunde Ernähren. Um in den Genuss einer guten Gewohnheit zu kommen, müssen wir aber zuerst eiserne Disziplin an den Tag legen.
Kontrolliere dich immer wieder selbst!
Insbesondere zum neuen Jahr tendieren viele Menschen dazu sich von heute auf morgen zu einem anderen Menschen machen zu wollen. Der Übereifer führt dazu, dass wir aufgeben und am Ende wieder in alte Muster verfallen. Stattdessen sollte man seine Vorhaben kontinuierlich kontrollieren. Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Bei welchen Herausforderungen gibt es Schwierigkeiten und welche Gegenmaßnahmen kann ich einleiten um das Problem zu beheben.
Und zum Schluss noch ein Tipp für jeden Leser: Denke immer vorm Einschlafen über den größten Erfolg des Tages nach, manchmal mag dieser größer gewesen sein und manchmal kleiner. Das spielt aber keine Rolle: diese Gedanken geben uns ein gutes Gefühl beim Einschlafen, motivieren und für den nächsten Tag und gleichzeitig wird das Ritual zur Gewohnheit, welches uns in eine positive Grundstimmung versetzt.