Soziale Beziehungen: Der Schlüssel zum Glück

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Ohne Freundschaft ist das Leben nichts

schrieb schon Cicero. Der Kontakt zu Freunden und Familie ist für die meisten von uns selbstverständlich. Er funktioniert zu einem großen Teil automatisch: Wir treffen uns, halten uns auf dem Laufenden, verbringen Zeit miteinander. Wir tun das vordergründig, weil es uns gefällt und weil die meisten von uns einfach gerne in Gesellschaft sind. Doch zwischenmenschliche Beziehungen haben weitreichendere Auswirkungen, als den meisten von uns bewusst ist. Zwei führende Forscher in der Glückspsychologie, Ed Diener und Martin Seligman, konnten feststellen, dass soziale Beziehungen der wichtigste äußere Faktor des persönlichen Glücksempfinden sind. Doch was liegt dem zugrunde? Welche Auswirkungen haben unsere Beziehungen auf unser Wohlempfinden? Und was bedeutet das in der Welt der Digitalisierung?

Einsamkeit macht krank

Die Wurzeln der hohen Bedeutung von sozialen Kontakten liegt im Ursprung der Menschheit. Schon evolutionär betrachtet ist unsere Überlebenschance in einer Gemeinschaft höher als alleine. Im Gegenzug hat Isolation einen negativen Effekt auf unsere körperliche Gesundheit. In 148 Studien aus der ganzen Welt wurde nachgewiesen, dass Einsamkeit in etwa so gesundheitsschädlich wie Rauchen oder Fettleibigkeit ist. Dabei ist diese von Alleinsein zu unterschieden: Sich einsam zu fühlen, ist das subjektive Empfinden eines Mangels an sozialen Beziehungen. Das Gefühl kann auch auftreten, wenn man physisch von vielen Menschen umgeben ist, zum Beispiel in einer Großstadt. Alleine zu sein, heißt hingegen, nicht von Menschen umgeben zu sein und gar nicht die Möglichkeit zu haben, mit anderen Kontakt aufzunehmen.

Sich ab und zu einsam zu fühlen, ist vollkommen normal. Hält dieses Gefühl jedoch dauerhaft an, erzeugt das Stress für unseren Körper und kann so unsere Gesundheit bedrohen. Entzündungswerte steigen und die Immunabwehr sinkt. Schädlichen Süchten oder Angewohnheiten wird zur Ablenkung leichter nachgegeben, was wiederum zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führt – ein Teufelskreislauf. Laut verschiedenen Studien aktiviert das Gefühl der Einsamkeit sogar die selben Regionen im Gehirn wie physischer Schmerz. Gleichzeitig kann körperliche oder psychische Nähe schmerzlindernd wirken. Auch dieser Zusammenhang ist auf die Evolution zurückzuführen. Schmerz warnt vor lebensbedrohlichen Situationen – vor Verletzungen genau so wie vor dem Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Qualität vor Quantität

Doch soziale Beziehungen sind keineswegs einen reine Notwendigkeit, sie beeinflussen auch unser Wohlempfinden stark. Hierbei haben Freunde tendenziell eine noch größere Bedeutung als Familie, da wir diese frei wählen. Wichtiger als die Anzahl der Kontakte ist außerdem die Tiefe der Freundschaften. Alte Freunde, auf die man sich verlassen kann, wiegen viel mehr als flüchtige Bekanntschaften. Eine große Menge an oberflächlichen Kontakten kann bei einem gleichzeitigen Mangel an profunden Verhältnissen sogar zum Gefühl der Einsamkeit beitragen. So sollen Menschen mit besonders vielen alten Freunden tendenziell am glücklichsten sein. Daher hat auch Reichtum keinen essentiellen Einfluss auf das persönliche Glück – denn echte Freundschaften lassen sich nicht kaufen.

Follower: 10k, Freunde: 0

Soziale Netzwerke wie Facebook haben unsere Art, Kontakte zu knüpfen und soziale Beziehungen zu führen, stark verändert – und das keinesfalls nur auf positive Weise. Zwar können Social Media-Plattformen potenziell einen Weg aus der Einsamkeit darstellen, da die Kommunikation anonymer ist und die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme sinkt. Besonders scheue Menschen mit Berührungsängsten können davon profitieren. Außerdem ermöglicht die online stattfindende Kommunikation Freundschaften zwischen Menschen, die örtlich voneinander getrennt sind. Allerdings birgt dieses Prinzip auch große Risiken. So besteht die Gefahr, virtuelle Beziehungen mit realen gleichzusetzen oder erstere sogar zu priorisieren. Doch ein Chat ist keine echte Unterhaltung und ein Like keine Umarmung. Die Tiefe und Nähe einer realen Beziehung kann online nie rekonstruiert werden. Zudem begünstigt die Funktionsweise der meisten sozialen Netzwerke eher die Anhäufung von Kontakten als die Vertiefung von Freundschaften. Wie bereits erwähnt, macht das tendenziell sogar unglücklicher. Nicht zuletzt kann vor allem intensive Nutzung Stress induzieren. Viele Heavy User sprechen von einem Druck, sich ständig vorteilhaft präsentieren zu müssen.

Dass soziale Beziehungen über persönliches Glück oder Unglück bestimmen, ist nicht von der Hand zu weisen und auch wissenschaftlich anerkannt. Trotzdem entwickelt sich unsere moderne Gesellschaft zunehmend weg von der Priorisierung des Soziallebens. Arbeit, Selbstverwirklichung und das Erreichen individueller Ziele werden vor allem im Alter von 30-40 Jahren meist ernster genommen, als das Pflegen von Freundschaften. Der Effekt ist eine zunehmende Vereinsamung der Bevölkerung, vor allem in Industriestaaten. Es bleibt abzuwarten, ob die gesundheitlichen Folgen in Zukunft eine Trendwende verursachen.

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Lina Pospichal
Lina Pospichal war als Onlineredakteurin und Social Media Mastermind schon in führenden österreichischen Medien und mexikanischen Start-ups tätig. Ihre Artikel drehen sich um psychologische und gesellschaftliche Themen, Social Media News und um eine ihrer größten Leidenschaften: das Reisen. Derzeit arbeitet sie daran, auf ihren Master in Kommunikationsmanagement einen Bachelor in Psychologie drauf zu setzen.
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