Selbstdisziplin – Tipps für einen strukturierten Alltag

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Selbstdisziplin wird mit Selbstbeherrschung gleichgesetzt und als selbst kontrolliertes Verhalten definiert, diversen Ablenkungen von klaren Zielen unter bestimmten Anstrengungen zu widerstehen. Nichtsdestotrotz fällt sie diesem oder jenem Zeitgenossen schwer.

Die ständige Belohnung

Was in Frankreich als Contenance und in Großbritannien als Stiff upper lip bezeichnet wird, scheint heutzutage oft out zu sein: Selbstdisziplin schmeckt nach Kasteiung und Askese, nach Bettelmönchen, krummem Rücken am staubfreien Schreibpult und nach schluckweisem Salbeitee am Abend – kurz, nach großen Anstrengungen ohne wahre Freude. Vielmehr scheint unsere Spaßgesellschaft die offenkundig altertümliche Geistesverwirrung vollständig überwunden zu haben: Man sucht nach der großen, intensiven und schnellen Lust ohne jede Anstrengung – und dafür stehen schrille Computerspiele, lieblos-langweiliges Fernsehen, schnelle Industrienahrung, Autos, Alkohol und andere „Belohnungen“, wie die unentwegt angestarrten Handydisplays – für viele eine einzig verbliebene Art der Selbstdisziplin, denn man will ja nichts verpassen …
Monate, Jahre später stellt sich aber Abstumpfung ein. Reize schleifen sich peu à peu ab und können weder gesteigert noch wenigstens rekonstruiert werden. George Bernhard Shaw sagt dazu: „Es gibt zwei große Enttäuschungen im Leben, erstens: nicht zu bekommen, was man gerne hätte und zweitens: zu bekommen, was man gerne hätte.“
Um das eintönige, abgestumpfte Dasein zu verändern, sind allerdings sowohl körperliche als auch geistige Anstrengungen notwendig. Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz sieht zu diesem Zeitpunkt den Beginn einer natürlichen Lust-Unlust-Ökonomie, die sich nach dem Aufschieben diverser Belohnungen einstellt. Dies bedeutet: Jetzt etwas Arbeit investieren, um später Freude zu ernten – Arbeit an der Persönlichkeit, an der Fitness, am persönlichen Elan, sogar am IQ und am sozialen Standard. Voraussetzung ist Selbstdisziplin – und die lässt sich wunderbar trainieren.

Die Einstellung schlägt das Talent

Ohne den eigenen Antrieb, den vielfältigen Hemmnissen zu entkommen, geht es nicht. So berichtet die Fußballtrainerlegende Sir Alex Ferguson über den weltbesten Spieler Christiano Ronaldo und dessen unermüdliche Disziplin: Immer der Erste und stets der Letzte beim Training, dabei intensives und ökonomisches Ausnutzen der verfügbaren Zeit – vergleichbare Selbstdisziplin muss man demnach lange suchen. Gleiches gilt für andere Stars, die ihre jeweilige Sportart wie kein Zweiter dominieren. „Magic“ Johnson, Laura Dahlmeier, Roger Federer, Serena Williams usw. – sie alle haben den Ruf, disziplinierter und härter zu arbeiten als ihre Konkurrenten.
Andererseits gibt es immer wieder die Supertalente, denen die Experten die großartigsten Karrieren prophezeien. Viele schaffen es aber mangels Einstellung und Selbstdisziplin nicht an die Spitze.
So stellt sich heraus: Die tagtägliche Selbstdisziplin, der starke Wille zu stetiger Verbesserung, die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit sind weitaus wichtiger als das Talent. Denn wer ununterbrochen hört, wie begabt und talentiert er ist, verliert allzu oft die Motivation.

Das Kindheits-Experiment

In Amerika wurde folgender Test durchgeführt: Vierjährige Kinder sollten dem unbeobachteten Genuss von Süßigkeiten widerstehen, was letztendlich nur etwa einem Drittel der Testgruppe regelkonform gelang – zwei Drittel konnten der süßen Versuchung nicht widerstehen. Zehn Jahre später ergaben Analysen, dass die kleinen unbeherrschten Süßwarenliebhaber von einst mit mehr Stress und schlechteren Noten in der Schule zurechtkommen mussten.
Auch andere Studien bestätigen: Kinder mit Selbstdisziplin haben später mehr Erfolg. Selbstdisziplin stellt sich als Grundlage besserer Gesundheit, harmonischer Partnerschaften und höherer Einkommen heraus. Menschen mit wenig Disziplin haben eher Geldsorgen oder sogar Alkohol- und Drogenprobleme. Ihr Alltag ist wenig strukturiert.

So klappt es mit der Selbstdisziplin

Die Aufrechterhaltung und das Training der Selbstdisziplin gelingen nur, wenn die modernen, quasi kontraproduktiven Gefahren erkannt werden. Wer damit richtig umgeht, vermeidet die negativen Folgen einer Selbsterschöpfung, wie sie kundige Analysten überlanger To-do-Listen beschreiben. Dabei sind die Regeln leicht umzusetzen:
● Planung ist das A und O.
Ein Plan schafft Übersicht, Erledigtes kann abgehakt werden und der Kopf wird entlastet.
● Nicht zu viel vornehmen!
Machbare, kleinere Schritte sind besser als Selbstüberschätzung
● Bitte nicht stören!
Regelmäßige Pausen von ca. 10 Minuten nach etwa 90 Minuten konzentrierter Arbeit sorgen für konstante Selbstdisziplin.
● Selbstverpflichtung:
Selbstverpflichtungen verstärken Verbindlichkeit und die Motivation zur Erreichung eines definierten Ziels.
● Stressvermeidung:
Chronischer Stress bedeutet letztendlich Verlust der Selbstdisziplin.
● Gezielte Willenskraft:
Viele Auswahlmöglichkeiten behindern die Entscheidungskraft. Wer genau weiß, was er will, schont seine Willenskraft.
● „Früher Vogel …“
Morgens fallen die besten Entscheidungen – je ausgepowerter man ist, umso schlechter fallen meist die Entschlüsse aus.
● Regelmäßige Meditationen:
Meditierende Menschen gehen achtsamer mit sich selbst um.
● Cool bleiben.
Manchmal ist es besser, Dinge zu belassen wie sie sind. Gelassenheit hilft ungemein.

Selbstdisziplin SportDas Training

Selbstdisziplin ist ein Schlüssel zum Erfolg und man kann sie trainieren, wie psychologische Tests ergaben. Ein Test erscheint besonders lustig: Probanden sollten sich entweder zum Verzehr duftender Plätzchen oder scharfer Radieschen entscheiden; anschließend sollten alle ein unlösbares Puzzle zusammensetzen.
Weil die Radieschenesser bereits viel Willenskraft gegen das duftende Gebäck aufbringen mussten, gaben sie deutlich früher auf, als die gelassenen Genussmenschen.
Eine ganze Anzahl ähnlicher Tests ergeben: Selbstdisziplin ähnelt einem Muskel, der mit steigender Beanspruchung eher ermüdet.
Fazit: Die Konzentration auf wirklich Wesentliches stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Im digitalen Zeitalter lauern die Ablenkungen überall:
E-Mails, vibrierende Handys, Anrufe, aufpoppende Werbebanner und Reklame am Straßenrand – alles ständige Versuche, die Aufmerksamkeit zu beeinträchtigen und mentale Energie abzulenken, die dann an wichtigen Stellen fehlt.
Selbstdisziplin ist letztendlich Widerstand gegen die allfälligen Ablenkungsmanöver und die Konzentration auf das Wesentliche. Lebensfreude und entspannter Genuss helfen, den „Muskel Selbstdisziplin“ aufzubauen.

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TheMan
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