In memoriam Lotte Tobisch- eine Legende schon zu Lebzeiten

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Nun ist Lotte Tobisch nach einem ereignisreichen, langen Leben abgetreten von der Bühne des Lebens. Sie war eine Frau mit vielen Facetten und alle, die sie auf den Lebensabschnitt, in dem sie den Opernball organisierte, reduzieren wollten, werden ihr in keinster Weise gerecht.

Ein guter Freund von ihr pflegte einmal zu sagen, dass er den Verdacht habe, dass sie schon emanzipiert zur Welt gekommen sei und sie selbst brachte es, daraufhin angesprochen, auf den Punkt: „Ich war schon emanzipiert, da waren die heutigen Emanzen noch nicht einmal konzipiert.“

Dennoch war sie eine Frau, eine Dame, die es ungemein schätzte, auch als solche angesehen zu werden, nicht als Kumpel oder Frau, die sich die Männerdomänen erobern wolle.

Sie hatte unglaublich viele Interessen, die sie im Laufe ihres Lebens durch ihre zahlreichen Aktivitäten realisieren konnte. Obwohl sie nach außen einen sehr extrovertierten Eindruck vermittelte, bezeichnete sie sich selber als einen eher zurückgezogenen Menschen, der vieles gerne mit sich ausmacht und sie hatte einige Katastrophen in ihrem Leben zu bewältigen.

In Wien war sie eine prägende Persönlichkeit des Society- und Kulturlebens und man kann sie vielleicht als die frühe Form einer Influencerin bezeichnen, die einen positiven Einfluss auf das Leben der Gesellschaft hat.

Sie hatte dank ihrer Erziehung hervorragende Manieren, dir ihr in Fleisch und Blut übergegangen waren, d.h. dass sie sie souverän beherrschte, aber sie war niemals dogmatisch, wenn es um einen anderen Menschen ging: lieber eine interessante Begegnung als ein fader Zeitgenosse mit gutem Benehmen – das war ihre Devise. Nur in Sachen Pünktlichkeit war sie ihr Leben lang unerbittlich, da es in ihrem Verständnis niemandem zusteht, einem anderen Menschen die kostbare Lebenszeit zu stehlen.

Eine Schwäche, die sie gerne eingestand und die ihr gesundheitlich schwer schadete, war ihr jahrzehntelanges exzessives Rauchen, welches wiederum mal wieder nur eine Protestaktion gegen das Elternhaus gewesen war, denn ein Mädchen aus gutem Hause raucht nicht und alles, was verboten war, faszinierte sie.

Bei ihrer Trauerfeier nannte Dompfarrer Toni Faber sie eine „Lichtgestalt unserer Zeit“, die sich nie den Mund habe verbieten lassen und würdigte sie als ein Vorbild für Haltung, Anstand und Menschlichkeit. In diesem Zusammenhang äußerte sie sich in einer Neujahrsbotschaft dazu, dass Worte letztlich schlimmer seien als Waffen und man sie deshalb mit Bedacht wählen und benutzen müsse, auch im Sinne einer funktionierenden Demokratie.

Die gelebte Nächstenliebe, Gutes tun und andere Menschen glücklich machen, in welchem Bereich auch immer, waren ihr bis zum Schluss ein prinzipielles Anliegen, dem sie stets treu blieb.

Ihre schauspielerische, kommunikative, schriftstellerische und organisatorische Begabung konnte sie in verschiedenen Lebensphasen zum Ausdruck bringen, meist zum Wohle anderer Menschen, die diesen Einsatz auch zu würdigen wussten. Ein Partymensch war sie nie und Cocktailpartys akzeptierte sie allenfalls, wenn sie ihren karitativen Zwecken dienten, denn der damit verbundene Smalltalk war ihr zuwider.

In ihren späten Jahren sagte sie oft, dass sie nicht mehr als Schauspielerin arbeiten würde, sondern sich lieber politisch engagiert hätte. Um selbst noch ein Amt zu übernehmen, dafür fühlte sie sich zu alt, aber dennoch hat sie sich häufig bei verschiedenen Gelegenheiten zu politischen Themen geäußert und klar Stellung bezogen.

Zum Alter hatte sie ein pragmatisches Verhältnis. Aus ihrer Sicht hatte jedes Alter seine Vor- und Nachteile und sie meinte einmal: „Der unglaubliche Vorteil, wenn man so alt und unabhängig ist wie ich, ist derjenige, dass man noch nicht einmal Rücksicht auf sich selber nehmen muß. Dass man sagen kann, was man sich denkt, und dass es einem relativ wurscht ist, wenn einer dann beleidigt ist.“

In gewisser Weise liebte sie es, alt zu sein. Zum Tod hatte sie ein entspanntes, nahezu humorvolles Verhältnis: Ich lebe im Heute, vielleicht noch im Morgen und übermorgen werden wir sehen. Ansonsten hielt sie es mit Nestroy: „Es ist noch jeder gestorben, also werd ich es auch überleben.“

Das unerziehbare Kind aus guter Familie wird zu einer Frau von Welt

Lotte (Charlotte) Tobisch kommt am 28. März 1926 in Wien als Baronin Labotyn auf die Welt. Ihre Mutter Nora ist eine reiche Erbin, ihr Vater Karl Tobisch-von Labotyn, Architekt. Sie wächst in einem großbürgerlichen Umfeld auf, behütet, jedoch keineswegs verwöhnt. Bescheidenheit prägt den Alltag. Schon früh hatte Lotte jedoch einen ausgesprochen starken Willen und begehrte bei allen möglichen Gelegenheiten auf. Sie charakterisierte sich selbst einmal als renitent und rebellierte vor allem dann, wenn sie den Sinn einer Anordnung nicht verstehen konnte – für ihre Umgebung und besonders ihre noch sehr junge Mutter eine enorme Herausforderung.

In Wien besucht sie die Klosterschule Sacre-Coeur und auch im Schloss Marquartstein in Oberbayern geniesst sie eine gehobene Ausbildung. Insbesondere in Sacre Coeur regt sich ihr Widerspruchsgeist und sie spricht stets aus, was sie denkt und ihrer Mutter wird nahegelegt, dass die Klostererziehung für Lotte wohl nicht das geeignete sei und so wird sie noch manches Mal die Schule wechseln.

Als Lotte sechs Jahre alt ist, heiratet ihre Mutter den Großindustriellen Josef Lederer. Lederer ist Jude und muß flüchten, sodass Lotte ihre zweite Vaterfigur verliert – für sie ein sehr schmerzliches Erlebnis. Die Grundeinstellung der gesamten Familie ist aus den verschiedensten Gründen antinationalistisch – eine Tatsache, die Lotte für ihr ganzes Leben prägt.

Da Lotte ein sehr hübsches Kind und später eine ausgesprochen attraktive junge Frau ist, geht man davon aus, dass sie bald heiraten wird. Aber auch hier widersetzt sie sich ihrer Familie und geht ans Theater. Sie besucht das Schauspielkonservatorium Franz Schubert und ist Privatschülerin von Raoul Aslan: mit 19 Jahren gibt sie ihr Debüt am Wiener Burgtheater.

Ebenfalls mit 19 Jahren lernt sie den dortigen Chefdramaturgen und Direktor Erhard Buschbeck kennen – er ist verheiratet und 37 Jahre älter als sie. Die Beziehung erregt großes Aufsehen und viel später, 2013, sagt sie: …„dass ich ausgebüchst bin mit dem Erhard Buschbeck, das war ein Skandal ohnegleichen in meiner Familie.“ Und auch für die Akzeptanz der damaligen Zeit war die Liaison eine gewaltige Herausforderung. Deshalb verläßt sie das Burgtheater und spielt von da an am Volkstheater und im Theater an der Josefstadt.

Erhard Buschbeck und Lotte Tobisch verbindet eine große Liebe, die elfJahre andauert – bis zu Buschbecks Tod im Jahr 1960. Später sagte sie, dass diese Beziehung quasi den Humus für ihr ganzes weiteres Leben bildete. Hier entstand die Basis für alles, was in ihrem langen Leben noch folgen sollte.

Nach Buschbecks Tod kehrte sie an die Burg zurück und spielte auch in zahlreichen Filmen und Fernsehspielen mit. Am Burgtheater war sie zudem als künstlerischer Betriebsrat tätig. Im Jahr 1986 erhielt Lotte Tobisch den Ehrenring des Burgtheaters.

Als Dame der Wiener Gesellschaft lernte sie viele namhafte Persönlichkeiten kennen. Sie pflegte Freundschaften zu Elias Canetti, Oskar Werner, Gregor von Rezzori, Carl Zuckmayer, Günter Anders, Gershon Scholem und mit dem Philosophen und Soziologen Theodor Adorno verband sie eine jahrelange Brieffreundschaft. Dieser Briefwechsel wurde anläßlich Adornos 100. Geburtstag 2003 in Buchform veröffentlicht.

Und auch mit Bruno Kreisky war sie viele Jahre befreundet, aber auf einer ganz anderen Ebene: in ihr spiegelt sich ihr Interesse und ihre Begeisterung für politische Fragen wider.

Sie wunderte sich manchmal selbst ein wenig, warum all diese herausragenden Persönlichkeiten ihre Gesellschaft suchten und schätzten. Aber das Geheimnis war wohl, dass sie sehr gut zuhören, kluge Fragen stellen konnte und über viel Humor verfügte.

Ihre zweite große Liebe wird der israelische Botschafter Michael Simon, die allerdings auch nur acht Jahre dauern sollte und mit Simons tragischem Tod endete.

Der Wiener Opernball

Lotte Tobisch hatte sehr viele Begabungen, eine davon war ihr ausgeprägtes organisatorisches Talent. Und sie machte nie ein Geheimnis daraus, dass dieses der eigentliche Grund war, warum sie diese Aufgabe rund fünfzehn Jahre lang, nämlich von 1981-1996 übernommen und sie selbst den Opernball nie so ernst genommen, sondern ihn eher mit Humor betrachtet hat. Sie tanzte nicht gern, trank keinen Alkohol, die Bussi-Bussi-Gesellschaft sowie der Small-Talk waren ihre Sache auch nicht und sie nannte sich selbst einmal eine absolute Fehlbesetzung für diesen Posten – nichtsdestotrotz galt sie, weit über ihre Zeit hinaus als Queen des Opernballs und der Opernball wird bis heute mit ihrem Namen in Verbindung gebracht. Sie selbst sagte dazu, dass sie ihn ernsthaft gemacht habe wie alle ihre Aufgaben, die sie je übernommen hat, aber sie habe den Opernball nie ernst genommen und nicht umsonst fände er ja auch im Fasching statt. Sie lebte ihr ganzes Leben nach dem Motto, dass alles seine Zeit und seine Stunde habe!

Über das Organisieren hinaus machte es ihr eine große Freude, andere Menschen glücklich zu machen und dafür bot ihr der Opernball reichlich Gelegenheit. Gerne setzte sie sich z.B. für die Debütantinnen ein, die nicht aus der Upper Class kamen und sie konnte sich aus tiefstem Herzen daran freuen diese an ihrem großen Tag dann glücklich zu sehen. Diese Eigenschaft zeichnete sie auch später bei ihren zahlreichen Ehrenämtern aus. Sie scheute in diesen Zusammenhängen keine Mühe und nichts war ihr dann zu viel.

Den Opernball betrachtete sie als ein absolut demokratisches Ereignis und sie konnte nicht verstehen, warum er für viele Menschen ein Politikum darstellte. Sie sah im Opernball ein Ereignis, das vielen Menschen Freude bereitet und vor allem als ein gutes Geschäft für die zahlreichen Beteiligten, insbesondere für die Tourismusbranche. Zudem ist der Opernball der einzige Tag im Jahr, an dem die Oper schwarze Zahlen schreibt!

Aufgrund eines Missverständnisses zwischen der Presse und Lotte Tobisch wurde der Opernball während des Golfkrieges abgesagt, eine Tatsache, die sie zwar nicht bereute, für sie aber im Umgang mit der Presse ein Lehrstück war und blieb.

Für Lotte Tobisch war der Opernball zeitlebens eine Märchenveranstaltung, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Ihre erste Erinnerung an den Opernball geht auf das Jahr 1935 zurück, als sie ihre schöne Mutter bewundern durfte, bevor sie auf den Opernball ging – schon damals für das kleine Mädchen ein märchenhaftes Ereignis, das die Basis für ihr späteres Verhältnis zum Opernball repräsentiert

…am Zeitgeschehen stets interessiert…

Lotte Tobisch war während ihres ganzen Lebens am Zeitgeschehen ausgesprochen interessiert und sie informierte sich ständig auf vielfältige Weise, war zudem häufig in zahlreichen Talkshows und bei ähnlichen Veranstaltungen, bei denen sie stets ein gern gesehener Gast war, der sich ambitioniert zu vielen Fragen äußerte.

Aufgewachsen ist Lotte Tobisch in einer Familie, die absolut gegen die Nationalsozialisten war, wenn auch nicht im Widerstand aktiv. Nach dem Krieg interessierte sie sich sehr für den Mittleren, Fernen und Nahen Osten und war selbst mehrmals in Israel.

Sie vertrat die Ansicht, dass die Nachgeborenen sich nicht schuldig fühlen müssten, aber die Aufgabe und Verpflichtung hätten, die Vergangenheit, Ereignisse wie den Holocaust oder Hiroshima niemals zu vergessen. Man müsse sich mit den Ereignissen auseinandersetzen und dürfe nicht wieder die Türen schliessen, wie dies schon einmal geschehen war. In dieser Frage war es zu häufigen Auseinandersetzungen mit ihrer eigenen Mutter gekommen, die sich auch in diesem Punkt mit der widerständigen Tochter arrangieren musste.

Lotte Tobisch war der Inbegriff der eleganten Wiener Salondame, die zugleich über den Humor verfügte, sich selber nicht allzu ernst zu nehmen. Ein Ausdruck dieser Haltung war auch die Tatsache, dass ihr der Handkuss willkommen war, das Bussi-Bussi-Getue hingegen war ihr stets zuwider.

Ihre Begabung, ausgesprochen gut zuhören zu können und über Humor zu verfügen, versetzte sie in die Lage, intensive anregende Kontakte mit den Geistesgrößen ihrer Zeit zu halten: zu diesen zählten Bruno Kreisky Elias Canetti, Gregor von Rezzoti, Carl Zuckmayer, Günther Anders und vor allem Theodor W. Adorno.

Zu Theodor W. Adorno hatte sie eine ganz besondere Beziehung: kennengelernt hatten sie sich 1962 bei einem gesellschaftlichen Anlass, Zwischen dem Philosophen und Komponisten und der Schauspielerin entwickelte sich in der Folge eine Freundschaft der besonderen Art. Insbesondere in Briefen gestanden Tobisch und Adorno sich ihre Nöte, freuten sich miteinander und trauerten gemeinsam. Sie begleiteten einander zu Treffen, vor allem aber in Form des geschriebenen Wortes bis zu Adornos Tod im Jahr 1969. In den Briefen eröffnet sich eine intellektuelleKultur, die auch Sensibilität zulässt. Ein Kontrast auch in der Sprache der Briefe: auf der einen Seite Adornos geschliffene literarische Formulierungen, auf der anderen Seite Lotte Tobischs Wärme, in deren Plauderton so viel menschliche Weisheit mitschwingt – eine beiderseitige Sensibilität für das Wesentliche im Leben. Der Briefwechsel ist der Beweis dafür, dass Kultur eine Lebenseinstellung sein kann.

Lotte Tobisch und ihr ambivalentes Verhältnis zur Religion

Zeitlebens hatte Lotte Tobisch ein ausgesprochen zwiespältiges Verhältnis zur Religion. Sie bezeichnete sich als nicht religiös im herkömmlichen Sinne und das bedauerte sie sehr: sie beneidete alle Menschen, die wirklich religiös sind und an einen guten und gerechten Gott glauben können. Sie beneidete sie und hatte gleichzeitig den höchsten Respekt vor ihnen, ebenso wie vor den religiösen Institutionen. Sie fand nichts schlimmer und auch dümmer, als wenn militante Atheisten sagten, dass das alles Humbug sei und gläubige Menschen alle schwachsinnig seien. Das fand sie präpotent, unverschämt, intolerant und ungeheuer überheblich. Die Milliarden Menschen verschiedener Konfessionen sollten alle schwachsinnig sein?. Ob Gott die Menschen oder die Menschen Gott erschaffen haben, darüber könne man diskutieren. Aber eines müsse doch jedem klar sein: dass alle Religionen dazu erdacht wurden, damit die Menschen als Menschen überhaupt leben können. Dass die Menschen trotzdem immer wieder aufeinander losgehen und sogar die Religionen als Vorwand dafür nehmen, spräche nicht gegen die Religionen, sondern nur gegen die Menschen. In ihren Augen war zum Beispiel die Bergpredigt einer der schönsten Texte, die es auf der Welt gibt. Papst Johannes Paul II. hielt sie, obwohl so viel an ihm ausgesetzt wurde und sie auch nicht immer einer Meinung mit ihm war, für einen heiligen Mann.

Wenn sie selbst nach ihrem Glauben gefragt wurde, bezeichnete sie sich gerne als einen sehr zweifelnden Agnostiker. Als Kind war sie getauft worden, war aber später aus der katholischen Kirche ausgetreten, was aber ihren Respekt vor der Institution nicht ausschloss bzw. beeinträchtigte. Als einen magischen Moment bezeichnete sie im fortgeschrittenen Alter das Ereignis, als sie anläßlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. in Wien die Ehre hatte aus der Bergpredigt zu lesen. „Du sollst Dir kein Bildnis machen.“: Das zweite Gebot war ihr zu allen Zeiten das wichtigste Gebot und entsprach ihrer freilassenden, toleranten Wesensart sehr.

Künstler helfen Künstlern – das Hilde Wagener Künstlerheim in Baden bei Wien

In ihren letzten Lebensjahren kümmerte sich Lotte Tobisch verstärkt um soziale Projekte und war u.a. Präsidentin des Hilde Wagener Künstlerheims, das zu dem Verein „Künstler helfen Künstlern“ in Baden bei Wien gehört. Hier konnte sie ihr organisatorisches Talent noch einmal voll entfalten und sie steckte in diese Aufgabe sehr viel Herzblut, war Präsidentin, Kanzlerin und Finanzministerin in einer Person. Jedes Detail in dem ausgesprochen geschmackvoll eingerichteten Haus konnte eine Geschichte erzählen und trug die Handschrift der Präsidentin. Lotte Tobisch scheute auch im hohen Alter keine Mühe durch vielfältige Aktionen immer die nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben und zu organisieren.

Das attraktive Gebäude, in der Nähe des Zentrums von Baden gelegen, ist ein stilvoller Alterswohnsitz für Künstler aller Fakultäten : Schauspieler, Sänger, Musiker, Schriftsteller und bildende Künstler um ihnen ein würdevolles Leben im Alter zu ermöglichen.

Berühmt ist der immer im Oktober stattfindende Flohmarkt der besonderen Art, der viel Kitsch und Krempel anbietet, aber vor allem auch erlesenes Porzellan, Geschirr , Gläser, Modeschmuck sowie zahlreiche besondere Kleidungsstücke von prominenten Künstlern.

Eine besondere Leidenschaft von ihr war in diesem Zusammenhang das Basteln: war ein Stück kaputt, wurde es mit unendlicher Geduld und viel Begeisterung repariert und restauriert ehe es auf dem Flohmarkt verkauft werden durfte. Diese Geduld brachte sie sonst selten auf, wenn es um die Bewältigung ihrer zahlreichen Aufgaben ging, da wurde sie g´schwind jähzornig, wie sie selber von sich manchmal sagte.

Zu den alljährlichen Highlights mit Hollywood-Flair gehörte auch immer das Trabrennen auf der Badener Trabrennbahn, deren Schirmherrin Lotte Tobisch war, eine weitere Aufgabe, der sie sich stets mit großer Begeisterung widmete. Neben dem sportlichen Aspekt steht hier der gesellschaftliche Faktor im Vordergrund und vor allem die Aktion „Künstler helfen Künstlern. Ein weiteres Ehrenamt war das der Ehrenpräsidentin der Österreichischen Alzheimer-Liga und man kann erkennen, mit vielen Facetten sie die Nächstenliebe lebte und realisierte.

Bücher und Kolumnen

In den Jahren vor ihrem Tod erschienen noch drei Bücher von ihr, in denen sie zahlreiche Anekdoten und so manches Autobiographische aus ihrem so reichen Leben gleich einer Quintessenz darlegte.

Ab April 2015 veröffentlichte sie im zweiwöchentlichen Abstand ihre Kolumnen von makelloser Geschliffenheit und Eleganz des Durchblicks, die einem professionellen Kolumnisten zur Ehre gereicht hätten. Dies verdankte sie dem NEWS-Kulturchef Heinz Sichrovsky, der auf sie aufmerksam wurde und ihre Beobachtungen einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. In dem Buch „Auf den Punkt gebracht, kann man ihre Gedanken und Weisheiten zu politischen, gesellschaftlichen und alltäglichen Themen nachlesen: das einzigartige Vermächtnis einer einzigartigen Frau.

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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