Europäisches Kulturerbe 2018

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Dieses Themenjahr wurde durch die Europäische Kommission in Brüssel unter dem Motto Sharing Heritage initiiert. Was sind die grundlegenden Fragen, die wir uns in diesem Jahr stellen müssen?

Was sind die gemeinsamen Wurzeln, die uns in Europa vereinen und welche Kultur verbindet uns? Was wollen wir für die Zukunft bzw. die nächsten Generationen erhalten? All dies sind Fragen, die 2018 auf europäischer, aber auch auf lokaler Ebene diskutiert werden sollen.

Für diese Initiativen stellt das Europäische Parlament acht Millionen Euro bereit. Martina Münch, die Kulturministerin von Brandenburg und Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, meinte unter anderem: „Es bietet uns allen, vor allem aber der jungen Generation, eine einmalige Gelegenheit, die Kultur und Geschichte in Europa neu zu entdecken und mit Leben zu füllen.“

An dem Konzept für das Europäische Jahr des Kulturerbes haben zahlreiche europäische Organisationen mitgewirkt – ursprünglich stammt die Idee jedoch aus Deutschland. (…) Ich glaube, es ist wichtig klar zu machen, was unsere gemeinsame Geschichte ist, was unsere gemeinsamen Wurzeln sind, was unser kollektives Gedächtnis auch ausmacht. Bei aller Vielfalt gibt es eine Einheit.“ Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Deutscher Kulturbesitz

Im Hinblick auf die aktuelle politische Situation, insbesondere die Flüchtlingsfrage, meinte er auch, dass es von großer Relevanz sei, den Flüchtlingen aufzuzeigen, welche Kultur sie in Europa erwartet – eine Kultur, in der aber auch Elemente ihrer eigenen bereits vorhanden sind – die Kultur wird zum Brückenbauer!

Die Wurzeln Europas sollen in diesem Jahr sichtbar gemacht und der Wert des kulturellen Erbes europaweit in den Mittelpunkt gerückt werden. Aus diesem Grund muss einerseits das Verbindende in der kulturellen Tradition herausgearbeitet, andererseits aber auch die Vielfältigkeit Europas gezeigt werden.

Sabine Kunst, die Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz formulierte das Anliegen folgendermaßen: „Wir wollen die gemeinsamen Wurzeln Europas anschaulich machen. Das Verbindende soll fühl- und erlebbar sein mit und auch anhand des Erfahrens der zahlreichen Kulturdenkmale. Bürgerinnen und Bürger sollen Verbindendes erfahren und wir erhoffen uns davon, dass auch Europa auf der emotionalen Ebene neue Impulse bekommt und somit auch die Gesamtidee weitergetragen wird.“

Auf der Berliner Museumsinsel fand die Präsentation des Kulturerbe-Jahres im Griechischen Hof des Neuen Museums in Berlin-Mitte statt: ein gutgewählter Ort, denn ideell und kulturell ist Europa und auch die Europäische Union ohne Griechenland nicht vorstellbar. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass das Verhältnis, vor allem aus ökonomischer Perspektive seit Jahren nicht mehr das Beste ist, was von den Ideengebern des Kulturerbejahres allerdings als störend empfunden wird. An dieser Stelle darf auch erwähnt werden, dass die Documenta 2017 ebenfalls einen Brückenschlag zwischen Europa und Griechenland vollzogen hat!

Es ist ein Anliegen von Sabine Kunst, vor allem das archäologische und baulich-kulturelle Erbe in den Mittelpunkt zu stellen. Denn dies würde die jahrhundertealten Wechselbeziehungen zwischen den europäischen Ländern in besonderer Weise verdeutlichen. Sie möchte insbesondere die junge Generation für archäologische Stätten, historische Bauten als auch Kulturlandschaften begeistern. Sie hofft mit einem Kulturerbejahr ökonomische, soziale und gesellschaftliche Effekte zu erzielen: „Die soziale Dimension zeigt sich zum Beispiel darin, dass ein Kulturerbe-Jahr den Zugang zu kulturellen Aktivitäten weiter öffnen soll. Wirtschaftlich positive Effekte ergeben sich durch verstärkten Kulturtourismus. Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird durch Diskurs über Kulturerhalt wie auch Nutzung im kulturellen Austausch befördert werden können vermittelt.“

Schirmherrschaft Frank Walter Steinmeier

Für den deutschen Beitrag zum europäischen Kulturerbe-Jahr 2018 hat Frank Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen, was für die Initiative eine herausragende Würdigung bedeutet. Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch wertet dies als wichtiges Signal: „Ich freue mich sehr, dass Bundespräsident Frank Walter Steinmeier dieses wichtige europaweite und länderübergreifende Themenjahr unterstützt. (…) Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen in Europa und weltweit können wir mit dem Europäischen Kulturerbejahr das Verbindende unserer gemeinsamen europäischen Wurzeln und zugleich die kulturelle Vielfalt unseres Kontinents in den Blickpunkt rücken. (…)“  Denn wie auch der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker u.a. betonte: „Die Europäische Union ist mehr als Warenaustausch und Finanzströme – sie hat auf der Grundlage gemeinsamer historischer Erfahrungen in Europa eine Gemeinschaft des Friedens, des wirtschaftlichen Wohlstandes und gemeinsamer Werte geschaffen.“

In der gemeinsamen Regierungserklärung zwischen Deutschland und Frankreich vom 13. Juli 2017 kann man folgendes nachlesen: „Frankreich und Deutschland, die dieselben Ziele hinsichtlich des Schutzes und der Aufwertung des kulturellen Erbes teilen, begrüßen die Ausrufung des Jahres 2018 zum Europäischen Kulturerbejahr, die auf eine gemeinsame Initiative zurückzuführen ist.“

Die beiden Regierungen wollen die Mobilität von Kulturschaffenden erleichtern und auf europäischer Ebene gegen den illegalen Handel von Kulturgütern vorgehen.

Die vielfältigen Veranstaltungen und Projekte zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 kann man auf der Homepage www.sharingheritage.com einsehen.

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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