Erfolgsfaktor Networking

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„Wer auf andere Leute wirken will, der muß erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden.“ Kurt Tucholsky

Die meisten Menschen verfügen bereits über ein Netzwerk ohne dass sie sich dessen bewußt sind. Wir verfügen über unzählige Kontakte, mit denen wir verknüpft sind, sei es in der Familie, mit Nachbarn, Freunden, Vereinsmitgliedern oder Kollegen. Diese Kontakte sind alle mehr oder weniger zufällig entstanden, haben sich im Laufe der Jahre so ergeben und sind gewachsen, aber Networking definiert sich anders. Bei den vielfältigen Definitionen, die es gibt, verbindet allerdings ein Faktor die verschiedenen Networking-Theorien: hierbei handelt es sich um eine methodische und systematische Art der Beziehungspflege, die in der offenen Absicht der gegenseitigen Förderung und des persönlichen Austauschs geschieht. Menschen, die Networking praktizieren wollen, sollten sich immer von ihrer Anteilnahme am anderen Menschen und ihrer Freude an der Kommunikation leiten lassen. Denn wer Networking nur unter dem Gesichtspunkt des persönlichen Vorteils praktiziert, betreibt Ausbeutung und nicht Networking.

In diesem Zusammenhang muß man jedoch darauf hinweisen, dass es Menschen gibt, die über eine hohe Beziehungsintelligenz verfügen, d.h. sie haben ein ausgesprochenes Talent im Umgang mit Menschen. Sie haben ein sehr gutes Einfühlungsvermögen, sind in der Lage, das Selbstwertgefühl anderer Menschen zu stärken und können langfristige Beziehungen bewusst und gezielt gestalten.

Bevor Sie ein Netzwerk begründen, gilt es drei wichtige Entscheidungen zu treffen:

  • Größe des Netzwerks
  • welchen Arbeitsaufwand muß ich einkalkulieren?
  • ab wann ist jemand ein Mitglied meines persönlichen Netzwerks?

Man muß sich entscheiden, ob man eher kurze und vergleichsweise lockere Kontakte schätzt oder intensivere Begegnungen haben möchte. Man wird sich nämlich beim Networking nur wohlfühlen, wenn es einem gelingt, eine hohe Übereinstimmung zwischen seinen persönlichen Präferenzen und seinem Handeln herzustellen.

In den meisten Fällen wird sich das berufliche und das private Netzwerk nicht klar voneinander abgrenzen lassen. Nachdem sich das private Networking oft von selbst ergibt, ist das berufliche Networking immer zielorientiert, wenn es erfolgreich sein soll, da es schließlich das Ziel ist, beruflich voneinander zu profitieren.

In der Regel geht das Networking von einem Unternehmen oder einer einzelnen Person aus. Von diesem Startpunkt verzweigt sich ein Netzwerk zunächst über direkte Kontakte und dann immer weiter, d.h. es entwickeln sich sog. Kontakte zweiten und dritten Grades, die ebenso hilfreich sein können. Innerhalb der Netzwerke gibt es oft „Agenten“: das sind Menschen, die über sehr zahlreiche Kontakte verfügen und wie Multiplikatoren wirken, da sie in relativ kurzer Zeit die Kontaktaufnahme zu vielen verschiedenen Menschen ermöglichen können.

Ebenso wichtig wie der Kontaktaufbau ist die Kontaktpflege, denn langfristig ist das jeweilige Netzwerk nur dann erfolgreich, wenn beide Seiten aktiv daran arbeiten, d.h. es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Es gibt Menschen, die beim Networking gerne über das berühmte „Vitamin B“ spotten, doch dieses ist allenfalls hilfreich um gewisse Dinge zu erreichen; die eigene Leistung ersetzt es in keinem Fall, denn diese ist die Voraussetzung für alles andere. Nur bei gleicher oder ähnlicher Leistung im Vergleich mit anderen Kandidaten helfen Beziehungen weiter, dienen sozusagen als „Türöffner“.

In unserer Zeit hat das Internet eine ausschlaggebende Bedeutung beim Networking erlangt, die weltweite Vernetzung ist leichter geworden. Man muß allerdings aufpassen, dass man den Überblick behält und das Netzwerk auch pflegt und intensiviert. Denn die folgenden beiden Punkte entscheiden über die Effektivität des Netzwerkes: die Qualität und die Frequenz der Kontakte. Deshalb kann ein eher kleines, aber dichtverwobenes Netzwerk oft bedeutsamer sein als ein großes und weitläufiges.

Business Networking gestern und heute

Netzwerke sind keine Erfindung unserer Zeit, denn schon Jahrhunderte vor der weltweiten Vernetzung haben Geschäftsleute Netzwerke aufgebaut und Königshäuser zum Beispiel Hochzeiten arrangiert um sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dadurch ergaben sich nicht nur private Kontakte, sondern auch berufliche Perspektiven.

Heutzutage gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sein berufliches Netzwerk aufzubauen: Menschen mit hoher Beziehungsintelligenz haben ein gutes Gespür für die Orte und Gelegenheiten , die dem Aufbau des eigenen Netzwerk förderlich sind.

Sehr geeignet sind Vereine und Berufsverbände, ebenso Messen und Kongresse. Man muß einfach ausprobieren, welche für den eigenen Beruf am besten geeignet sind. Messen und Tagungen sind allerdings unerläßlich, da sie zahlreiche Möglichkeiten bieten um neue Kontakte zu knüpfen und sich in der Branche auf den neuesten Stand zu bringen.Aber man sollte auch sogenannte Zufallskontakte nicht unterschätzen, denn man kann nie wissen…

Introvertiert – Extrovertiert

Beim Networking haben wir es immer mit extrovertierten und introvertierten Persönlichkeiten zu tun. Die introvertiertenMenschen haben es meistens schwerer auf andere zuzugehen, da sie eher ruhig und schüchtern sind und manchmal sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber sie sind diejenigen, die ausgesprochen gut zuhören können, sodass ihr Gegenüber sich wahrgenommen und verstanden fühlt. Es läßt sich aber trainieren, wenn auch nur in kleinen Schritten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Extrovertierte Persönlichkeiten hingegen fühlen sich ausgesprochen wohl in der Gesellschaft anderer Menschen. Für sie ist eher problematisch, dass sich eine Beziehung dauerhaft und verlässlich gestaltet. Oft reden sie viel zu viel und können nicht geduldig zuhören, was sie emotional manchmal unbeteiligt wirken läßt. Wir sehen, beide Menschentypen haben ihre Vor- und Nachteile und jeder hat die Aufgabe, seine ihm eigenen Persönlichkeitsmerkmale zu verstärken, aber die Gefahren zu vermeiden bzw. zu minimieren um erfolgreiches Networking zu praktizieren. Aber lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn mal etwas nicht so klappt, wie Sie es sich vorstellen: bleiben Sie offen und flexibel.

Wenn ein Kontakt schließlich entstanden ist, gilt es ihn zu pflegen: Verlässlichkeit hat hier oberste Priorität. Wenn Sie z.B. versprechen jemanden anzurufen, dann setzen Sie das auch wirklich in die Tat um. Sonst werden Sie schnell unglaubwürdig.

Smalltalk will gelernt sein

Viele Menschen schätzen Smalltalk nicht allzu sehr, aber Smalltalk ist keine Kunst, sondern ein Handwerk, das gelernt sein will und beim Networking einfach unerlässlich ist. Denn sowohl im Privat- als auch im Geschäftsleben ist das wichtigste Ziel des Smalltalk die Kontaktaufnahme. Man setzt Smalltalk ein um

  • Kontakte herzustellen
  • Anstöße zu geben
  • sein Gegenüber kennenzulernen, den anderen „abzutasten“
  • eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und sich wohl zu fühlen
  • Schweigen zu vermeiden

Für den erfolgreichen Smalltalk gibt es ein paar einfache Grundregeln:

  • Religion, Politik, Geld, Krankheit, Tod, gewagte Witze sind Tabuthemen; ebenso sind Alter,  Gewicht, Größe und Aussehen des Gesprächspartners kein Thema
  • Kritik und sehr emotional vorgetragene Meinungsäußerungen gehören auch nicht zum Smalltalk; seien Sie einfach nett und unterhaltsam – es muß nicht besonders tiefsinnig sein
  • der Gefühlsausdruck, das emotionale Engagement, mit dem Sie die Unterhaltung begleiten, sollte angemessen, glaubhaft und natürlich wirken
  • grundsätzlich ist der Smalltalk ein kurzes Gespräch, eine Begegnung, die den Zeitrahmen von 5-10 Minuten nicht übersteigen sollte
  • Smalltalk dient dem Kennenlernen, Aufwärmen und der Verbesserung der Atmosphäre

Smalltalk gelingt vor allem da, wenn man mit dem, was man sagt und emotional zum Ausdruck bringt, authentisch ist.

Visitenkarten

Das Überreichen der Visitenkarte ist ein Teil der Kommunikation mit einem anderen Menschen und sollte entsprechend gehandhabt werden. Wenn Sie sowohl über ein privates als auch ein berufliches Netzwerk verfügen, sollten Sie auf jeden Fall zwei Visitenkarten haben. Und lassen Sie reichlich Karten drucken, dass Sie sie großzügig verteilen können

Grundsätzlich gilt für das Networking folgende Regel: Niemals die eigene Visitenkarte weggeben, ohne die des anderen oder seine Adresse zurückzubekommen. Im privaten Bereich überreicht man seine Visitenkarte während des Gespräches bei der Nennung seines Namens oder am Ende des Kontaktes.

Im Geschäftsbereich hingegen überreicht man seine Karte bei seiner Vorstellung am Beginn des Gesprächs. Wenn einem eine Visitenkarte überreicht wird, nimmt man sie auf jeden Fall entgegen, selbst wenn man nicht daran interessiert ist. Entsorgen kann man sie später immer noch. Alles andere deutet auf fehlende Manieren hin.

Auf der Rückseite der Karte bietet es sich an, sich wichtige Informationen zu notieren, die für Ihr erfolgreiches Networking wichtig sind.

Wir sehen, dass zahlreiche Faktoren beim Bilden eines Netzwerkes eine Rolle spielen, von denen hier nur einige wesentliche genannt werden können. Ein optimales, gut gepflegtes Netzwerk und eine überzeugende Idee, in welchem Bereich auch immer, führen langfristig schliesslich zum Erfolg, denn

„Wenn Sie Ihre Idee nicht auf die Rückseite meiner Visitenkarte schreiben können, haben Sie kein klares Konzept.“ David Belasco

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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