Beste Freunde – Warum es im Leben nicht nur um Frauen geht!

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So soll das sein

Kürzlich war ich in Schleswig-Holstein auf der Beerdigung meines Großonkels Gustav. Er war weit über neunzig Jahre alt geworden. Die meisten der zahlreichen Trauergäste gehörten jüngeren Generationen als der Verstorbene an. Onkel Gustav, ein freundlicher Altbauer, war in seiner Familie und in seinem Dorf beliebt gewesen. Aber dennoch herrschte an diesem sonnigen Vormittag keine bedrückte Trauer. Die Anwesenden zeigten dem Toten auf dem Friedhof ihre Hochachtung und wandten sich dann im Dorfkrug bei Korn und Bier wieder dem Alltag zu. Gemütlichkeit kam auf. In einer Ecke wurde über die aktuellen Schweinepreise geredet, an einem anderen Tisch über Schule und Kinder. Ich ging noch einmal zurück ans Grab. Da stand ein sehr alter, aber auffallend gerade stehender Mann. Er rauchte eine jener dicken Zigarren, deren Tabakgeruch für die Gegend typisch ist. Der Mann – ich kannte ihn nur flüchtig vom Sehen – blickte mich an, nickte kurz und sah dann wieder zum Grab hin. Nach einer langen Weile sagte er (auf Plattdeutsch): „Er ist mein Freund, mein bester Freund.“ Er drehte sich um und ging Richtung Deich. Was mich anrührte, war, dass er „ist“ und nicht „war“ gesagt hatte. Ein bester Freund über den Tod hinaus. Und ich dachte: „So soll das sein.“

Der Begriff Freund 

Anders als Frauen, die gern über ihre Freundinnen reden, sprechen Männer selten über ihre Freunde. Schon das Wort „Freund“ kommt Männern in Bezug auf ihre eigenen sozialen Beziehungen im Privatbereich so gut wie nie über die Lippen. In der Regel werden Bezeichnungen wie „Kumpels“, „Kollegen“ oder „Stammtischbrüder“ verwendet. Auf der einen Seite hat diese Zurückhaltung bei der Verwendung des Begriffs sicher mit der unterschwelligen Angst zu tun, als zu weich zu gelten. Nach einem gängigen Klischee gehört der Begriff „Freund“ zur Sphäre von Kindheit und kurzen Hosen; Männer dagegen haben einsame Wölfe zu sein, die sich niemandem gegenüber öffnen (Ausnahme: Partnerinnen oder Partner). Auf der anderen Seite haben Männer eine große Achtung vor echter Freundschaft und vermeiden es oft auch deshalb, zu inflationär „Freund“ zu sagen. 

Beste Freunde

Männerfreundschaft – ein selten Ding

Tatsächlich ist Männerfreundschaft selten. Schon in der Jugend sind echte Freundschaften zwischen Jungen nicht so häufig wie launige Jugendzeit-Anekdoten von erwachsenen Männern oft vorspiegeln. Zwar sind die meisten Jungen in der Schulzeit Teil einer Klassenclique und anderer Gruppen, doch unterm Strich waren und sind diese Gruppen häufig eher von Konkurrenz und Posieren als von Empathie, Zuhörbereitschaft und Zuneigung geprägt. Diese Grundkonstellation bestimmt auch im Erwachsenenleben fast alle Beziehungen zwischen Männern. Allerdings gab und gibt es auch im Kindergarten oder in der Grundschule geschlossene Freundschaften, die ein Leben lang halten. Aber laut einer US-Studie haben nur 10 % der erwachsenen Männer in den Industrieländern einen echten Freund. Ein wesentlicher Grund für die Seltenheit echter Männerfreundschaften ist die durch Prägung in jungen Jahren aufgebaute Unfähigkeit von Männern mit Geschlechtsgenossen auf emotionaler Ebene zu kommunizieren. 

Freundschaft ist Hafen und Glück

Dabei ist Männerfreundschaft eine erhebliche Bereicherung für das Leben. Das gilt bei gemeinsamen Aktionen wie Urlaub, Ausfahrten, Sport oder Angeln. Beste Freunde unterstützen sich aber vor allem in Krisenzeiten. Da nehmen sich harte Männer auch schon einmal in den Arm. Es werden keine fruchtlosen Vorwürfe und ewigen „Hättest-du-doch“- Vorhaltungen gemacht. Stattdessen wird die Verzweiflung durch Zuversicht auf bessere Zeiten und durch praktische Hilfe bei der Problemeingrenzung und –beseitigung abgebaut. Dabei wird dann auch, manchmal vielleicht schmerzender, Klartext geredet. 

Beste Freunde verlangen nie eine Gegenleistung. Sie sind Selbstverständlichkeit und Verlässlichkeit in Person. Auch wenn sich leidenschaftlich miteinander über Sport oder Politik gestritten werden kann, gibt es bei echten Freunden nie den Hintergedanken, dass die Freundschaft (anders als bei vielen Partnerschaften) zur Disposition stehen könnte. Ein Freund ist wie ein sicherer, vertrauter Hafen, der jederzeit angelaufen werden kann. Dabei ist die Kontakt-Frequenz von nachgeordneter Bedeutung. Männerfreunde können sich problemlos viele Jahre lang nicht sehen und haben dennoch beim Wiedertreffen absolut kein Fremdel-Gefühl. Freundschaft altert nicht, sie wird mit den Jahren meist sogar besser.

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TheMan
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